170 Betriebsaufgaben in zweieinhalb Jahren: Trotz Branchen-Boom geben immer mehr FinTechs auf

Der PwC-FinTech-Kooperationsradar hat die
Ausmaße dieser Entwicklung erstmals quantitativ erfasst / Demnach
sind seit 2011 hierzulande mehr als 230 Finanz-Startups gescheitert –
drei Viertel davon seit Anfang 2017 / Alter und Finanzierung des
FinTechs können Erfolgskriterien für eine gelingende Kooperation sein

Die deutsche FinTech-Branche boomt – allerdings kennt die Euphorie
auch eine Kehrseite, die bislang kaum beleuchtet wird: Während
einzelne Finanz-Startups immer größer werden, geben viele andere
oftmals unbemerkt auf. So zeigt der aktuelle Auszug des
FinTech-Kooperationsradars der Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft PwC, dass seit 2011 insgesamt 233 hiesige
Finanz-Startups ihr Geschäft eingestellt haben. Dabei fällt auf, dass
sich die Geschäftseinstellungen nicht erst in diesem oder dem
vergangenen Jahr häufen, sondern dass dieser Trend schon 2017 begann.
Hatten bis dahin nur einzelne Finanz-Startups aufgegeben, stieg die
Zahl der Geschäftseinstellungen laut PwC-Kooperationsradar vor zwei
Jahren auf 62 steil an. Im Jahr darauf verschwanden dann schon 74
FinTechs, und in diesem Jahr waren es bis Ende Mai 34 – so viele wie
noch nie zu diesem Zeitpunkt. Nun sei es „ein völlig normaler
Prozess, wenn junge Firmen scheitern, auch in insgesamt boomenden
Branchen“, sagt Sascha Demgensky, Leiter FinTech bei PwC in
Deutschland. „Allerdings gab es bislang keinerlei quantitative
Anhaltspunkte, wie weit das Scheitern von Startups im Finanzsektor
bereits vorangeschritten ist. Insofern hilft unsere Erhebung, die
Entwicklung in Zukunft besser einordnen zu können.“

Gescheiterte FinTechs sind im Schnitt vier Jahre alt

Die Geschäftseinstellungen von FinTechs sind auch für das
Kernthema des PwC-Kooperationsradars relevant – nämlich: Worauf haben
Banken und Versicherer zu achten, wenn sie mit Finanz-Startups
kollaborieren. „Ohne solche Bündnisse kommt heutzutage kein
angestammter Finanzdienstleister aus. Schließlich können nicht einmal
die ganz großen Player alles selbst entwickeln, wenn sie ihre
Prozesse zügig modernisieren oder neue Produkte schnell an den Markt
bringen wollen“, erläutert Sascha Demgensky. Bloß: „Viele
FinTech-Kooperationen scheitern auf dem Weg – und einer der
häufigsten Gründe hierfür ist, dass dem Startup finanziell die Luft
ausgeht.“

Laut PwC-Kooperationsradar sind Finanz-Startups, die ihre
Geschäfte einstellen, im Schnitt knapp vier Jahre alt – womit die
seit nunmehr gut zwei Jahren zu beobachtende Schließungswelle bei
FinTechs also auch eine Folge der Gründungseuphorie in den Jahren
2015 und 2016 zu sein scheint. Dieser Effekt lässt sich auch aus der
geografischen Verteilung der Schließungen ableiten: Die
verschwundenen FinTechs hatten ihren Sitz jeweils dort, wo zuletzt
besonders viele gegründet wurden – also in der Startup-Hauptstadt
Berlin (74). Dahinter folgen nahezu gleichauf München (25), Hamburg
(21) und Frankfurt (20). 48 Prozent der gescheiterten FinTechs
wandten sich mit ihren Produkten und Services direkt an den
Endverbraucher. Nahezu gleichauf verfolgten 44 Prozent ein
B2B-Geschäftsmodell, bei 8 Prozent war keine klare Zuordnung zu einer
der beiden Rubriken möglich.

Erfolgskriterien: Worauf bei Kooperationen mit FinTechs zu achten
ist

Auch über die Segmentverteilung gibt die PwC-Erhebung Aufschluss.
So waren allein 70 der gescheiterten FinTechs im Bereich
„Finanzierung“ tätig, bei 53 handelte es sich um sogenannte Proptechs
(also Finanz-Startups mit Bezug zur Immobilienbranche), es folgen
Payment-Firmen (29) und die im Fachjargon InsurTechs genannten
Startups aus dem Versicherungsbereich (22). Im Investmentsegment –
wozu zum Beispiel sogenannte Robo-Advisor gehören – verzeichnet die
PwC-Studie 20 Geschäftseinstellungen. Elf verschwundene FinTechs
hatten sich auf Dienstleistungen rund um den Bitcoin oder die
Blockchain spezialisiert.

„Natürlich lassen sich aus den Zahlen keine generellen Vorhersagen
ableiten, welche FinTechs scheitern und welche nicht“, sagt
PwC-Experte Demgensky. Allerdings: Das ein oder andere interessante
Muster lasse sich dennoch erkennen. Dass die Zahlen 2017 so plötzlich
anstiegen, deute zum Beispiel darauf hin, dass unter den
gescheiterten Firmen viele Me-too-FinTechs seien, „die irgendwann
2013 oder 2014 auf den Zug aufspringen wollten – und dann feststellen
mussten, dass es in ihrem Segment schon Wettbewerber gibt, die
schlicht früher dran waren“, so Demgensky. Auch die leichte Überzahl
im B2C-Segment überrascht insofern nicht. Viele FinTechs haben hier
schlicht die Kundenakquisitionskosten unterschätzt.

Eine weitere Auffälligkeit: In lediglich 11 Prozent der
verschwundenen FinTechs hatte nachweislich eine Venture-Capital-Firma
investiert. „Wenn Banken oder Versicherer einen potenziellen Partner
prüfen, gilt es naturgemäß sehr viele Kriterien zu beachten“, so
Sascha Demgensky. „Eines davon sollte in jedem Fall sein: Wer hat in
das FinTech investiert – Profis, oder doch Family und Friends?
Darüber hinaus kann ein Anhaltspunkt für eine aussichtsreiche
Kooperation sein, wenn ein Startup bereits mehr als fünf Jahre
besteht und damit seine Nachhaltigkeit unter Beweis gestellt hat.“

Die Studie finden Sie unter folgendem Link:
https://www.pwc.de/fintech-geschaeftsaufgaben

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