Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth versteht die
auf dem CDU-Parteitag geübte massive Kritik an ihrer Partei als
Aufwertung. In der SWR-Talkshow „Leif extra“ sagte Roth am
Montagabend: „Eine Gegnerschaft auf Augenhöhe ist gut. Es ist ja
eindeutig, dass Frau Merkel und die CDU uns jetzt als Hauptgegner
identifiziert haben. Das ehrt einen. Aber das heißt auch, es wird
hart werden. Viele die noch nicht so lang dabei sind, müssen sich auf
wirklich wilde Attacken gefasst machen. Da müssen wir dann die
Alternative darstellen: Da ist Retro, CDU, und da sind wir.“
Roth sieht derzeit keine inhaltliche Basis für eine Koalition mit
der Union. Im SWR Fernsehen sagte sie: „Ich bin nicht der Fan von
Schwarz-Grün. Ich bin der Fan, dass wir als eigenständige Grünen
punkten und bei den einzelnen Punkten gucken, wo wir mehr Nähe haben.
Die haben wir eindeutig mit der SPD und nicht mit einer Atom-CDU, mit
einer Sparpaket-CDU, mit einer Gesundheitspaket-CDU.“ Die
Grünen-Chefin griff in „Leif extra“, einer Sonderausgabe des
wöchentlichen Politiktalks „2+Leif“, auch die Haltung der CDU in der
Einwanderungsfrage an: „Es geht eben auch nicht mit einer Politik,
die ich so rollback retro finde, wie sie die CDU jetzt gerade in der
Frage der Nicht-Anerkennung des Einwanderungslandes betreibt.“
Im SWR Fernsehen verteidigte die Grünen-Chefin die Sozial-Reformen
der rot-grünen Regierung, und insbesondere Hartz-IV: „Es war nicht
alles falsch. Und es war manches richtig. Es war zum Beispiel
richtig, die Arbeitslosenhilfe und die Sozialhilfe zusammenzulegen.“
Roth bekannte sich im SWR zudem zu den bürgerlichen Wurzel ihrer
Partei: „Ich komme aus einem bürgerlichen Umfeld wie viele Grüne,
wobei der Unterschied ist, wir sind keine Spießer. Wir sind nicht
spießbürgerlich, sondern wir sind bürgerrechtlich. Wir sind von einem
starken Bürgersinn geprägt.“ Mit Verweis auf die heftigen
öffentlichen Konflikte in der Koalition verwahrte sich Roth gegen die
Monopolisierung des „Bürgerlichen“ durch die Regierungsparteien: „Da
hätte es bei meiner Mama zu Hause etwas gesetzt, wenn ich mich so
aufgeführt hätte wie CDU gegen CSU und FDP. Ich lasse mir von denen
doch das Bürgerliche nicht wegnehmen.“
Die Nachricht wurde vorab nach der Aufzeichnung zur
Veröffentlichung freigegeben. „2+Leif“ wird am Montagabend um 23.00
Uhr im SWR Fernsehen ausgestrahlt
Peter Bergmann
2+LEIF verantw. Redakteur SWR Fernsehen 0173-6168655