41.350 offene Stellen für Informatiker/ Lage auf dem Arbeitsmarkt spitzt sich zu

Die Rolle des IT-Standortes Deutschland ist stark
gefährdet, denn es fehlen IT-Fachkräfte. So lautet das
besorgniserregende Ergebnis einer Umfrage unter IT-Experten des VDI
mit dem Titel: „Wie schaffen wir die Digitale Transformation?“

„Die derzeitige Verfügbarkeit von IT-Fachkräften in Deutschland
wird von 46 Prozent der Befragten als äußerst schlecht eingeschätzt“,
so Dieter Westerkamp, Bereichsleiter Technik und Wissenschaft beim
VDI auf der CeBIT in Hannover.

67,5 Prozent der Befragten machen die niedrige Zahl der Bewerber
als hauptverantwortlich für diese dramatische Situation aus. 30,5
Prozent geben an, dass die Bewerbungen nicht passend seien. Nur 18,9
Prozent sprechen von schlechter Qualifikation der Bewerber. „Dabei
spüren kleine und mittlere Unternehmen (KMU) die mangelnde
Bewerberlage wesentlich stärker als Großunternehmen. 78,9 Prozent der
KMU geben an, zu wenig Bewerbungen zu erhalten. Bei den
Großunternehmen sind es „nur“ 64,6 Prozent“, so Westerkamp weiter.

Der Vergleich mit den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit zeigt
ein ähnliches Bild. Aktuell liegt die sogenannte Engpassrelation, das
heißt das Verhältnis von offenen Stellen zu Arbeitslosen, bei den
Informatikern bei 5,3. Westerkamp dazu: „Das ist nach 2016 mit 2,7
und 2017 mit 3,5 eine massive Verschlechterung. Die Lage auf dem
Arbeitsmarkt spitzt sich zu. Auf einen arbeitslos gemeldeten
Informatiker kommen durchschnittlich 5,3 offene Stellen. Im 1.
Quartal 2018 gab es im Monatsdurchschnitt 41.350 offene Stellen in
den Informatikberufen. Am meisten gesucht werden Softwareentwickler
und IT-Sicherheitsexperten.“

50,5 Prozent der Befragten geben an, dass die Engpasssituation
dazu führt, dass notwendige Arbeiten nach außen gegeben werden.
Westerkamp sieht darin ein Problem: „Wichtiges Know-how wird damit
ausgegliedert und wird im eigenen Unternehmen nicht aufgebaut.
Immerhin wird an zweiter Stelle mit 45 Prozent geäußert, dass die
eigenen Mitarbeiter weitergebildet werden – das ist gut. Kritisch ist
auch, dass 28 Prozent angeben, anstehende Investitionen und Projekte
zeitlich zu verschieben oder zu strecken. Das bedeutet einen
Geschwindigkeitsverlust, der besonders hohe Auswirkungen auf die
Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Markt hat. Dies betrifft
insbesondere KMU.“

Bei den IT-Trends steht der Umfrage zufolge die Künstliche
Intelligenz (KI) mit 56 Prozent der Nennungen ganz oben. „Sie hat
sich von 0 auf 100 an die Spitze gesetzt“, so Westerkamp. Nachdem
Daten inzwischen in ganz anderer Qualität zu Verfügung stünden, gehe
es jetzt darum, diese Daten so auszuwerten, dass damit neue Lösungen
und Potentiale erschlossen werden könnten, unter anderem
hochautomatisierte bzw. autonome Systeme. Westerkamp: „KI ist dafür
eine entscheidende Grundlage und wird die Digitale Transformation
maßgeblich voran bringen.“

Die Umfrageergebnisse zeigen darüber hinaus auf, dass in
Deutschland bei der Einführung digitaler Geschäftsmodelle
Nachholbedarf existiert. Die gute Nachricht: Immerhin 28,5 Prozent
sagen, dass ihr Unternehmen bereits neue Geschäftsmodelle eingeführt
hat, im letzten Jahr waren dies erst 20 Prozent.

Nach wie vor groß ist die Unsicherheit beim Thema IT-Sicherheit.
Heiko Adamczyk vom Industrial-Security-Spezialisten Koramis: „Auf die
Frage, ob das jeweilige Unternehmen IT-seitig bereits angegriffen
worden sei, zeigt sich ein vielseitiges aber ausgeglichenes Bild.
„Ja“, „nein“, bin mir unsicher“, und „keine Angabe“ teilen sich den
Kuchen“. Viele Unternehmen würden im Dunkeln tappen, wüssten wenig
oder nichts von einem erfolgreichen Angriff, oder befürchteten einen
Imageverlust. „Nur gegen bekannte Angriffe kann ein Gegenmittel
entworfen und erfolgreich bei jedem Unternehmen eingesetzt werden.
Ausgeprägte unternehmensseitige Transparenz ist hier das
entscheidende Kriterium“, so Adamczyk.

Angst haben die Befragten und ihre Unternehmen offensichtlich auch
davor, dass die Digitalisierung und eine zunehmende,
softwaregetriebene Funktionalität das Risiko steigen lässt. Adamczyk
zufolge ist diese Angst gut begründet: „Digitalisierung heißt viel
Software, viel Komplexität und viel globale Agilität, die beherrscht
werden müssen. Deshalb muss IT-Sicherheit integraler Bestandteil des
gesamten Wertschöpfungsprozesses eines Unternehmens sein. Sie ist
Chefsache und kann nicht ausschließlich bei der IT-Abteilung
abgeladen werden, auch wenn 64 Prozent der Befragten das so sehen.“

78 Prozent der Unternehmen sehen das Thema Sensibilisierung
richtigerweise als einen entscheidenden Hebel um die IT-Sicherheit zu
steigern. Auf Platz zwei folgt die Umsetzung von Schutzmaßnahmen.
Adamczyk zufolge eine richtige Einschätzung wenn bekannt sei, welches
Risiko überhaupt bestehe und was eigentlich geschützt werden müsse.
„IT-Sicherheit ist ein Prozess und keine technische Maßnahme wie etwa
eine Firewall.“ IT-Sicherheit benötige einen Plan, der sich aus
bestehenden technischen Regeln ablesen lasse. Es sei daher
verwunderlich, dass die Anwendung von Richtlinien und Normen auf
einem der unteren Plätze zu finden sei. Adamczyk: „Normen im Bereich
IT-Sicherheit bilden anerkannte Regeln und Erfahrungen ab. Sie sind
eine echte Hilfe und sollten angewendet werden.“

Die vollständige Pressekonferenz finden Sie auf
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