Aachener Nachrichten: Obamas Windmühlen Die USA werden ihr Waffenrecht niemals antasten Von Christina Merkelbach

Dass das jüngste Blutbad an einer Schule in den USA
eines von vielen ist und nicht das letzte sein dürfte, macht es nicht
weniger entsetzlich. Seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, gibt
es diese Horrorszenarien an US-Schulen: Ein meist minderjähriger
Täter erschießt Gleichaltrige und Lehrer. Auch in Deutschland und
anderen europäischen Ländern ist das schon passiert. Aber in keinem
anderen Land der westlichen Zivilisation kommt es so oft vor. In
keinem anderen Land, das technologisch derart hoch entwickelt ist,
verfügen Privatleute über so viele Waffen. Mehr als 320 Millionen
sollen im Umlauf sein – damit gibt es in den Vereinigten Staaten mehr
Schusswaffen als Einwohner. Aus gutem Grund wird nach jedem dieser
Massaker gefordert, dass der Einfluss der Waffenlobby rund um die
National Rifle Association (NRA) endlich eingedämmt werden muss. Es
ist wichtig, immer wieder offenzulegen, wie groß die Macht dieses
Industriezweigs ist, wie eng er mit der Politik und insbesondere der
republikanischen Partei vernetzt ist. Mit Waffen werden Milliarden
verdient. Die Lobbyisten dürfen nicht aus ihrer Mitverantwortung
entlassen werden. Dennoch ist es falsch zu glauben, das Problem könne
gelöst werden, wenn man die NRA doch nur endlich bezwingen würde.
Denn das gesetzlich verankerte Recht eines jeden US-Bürgers auch nur
minimal einschränken zu wollen, ist ein Kampf gegen Windmühlen.
Vermutlich würde ein Großteil der Amerikaner eher auf sein Wahlrecht
verzichten – oder auf ein Körperteil. Niemand weiß das besser als
Ex-Präsident Barack Obama. Zum Ende seiner Amtszeit bedauerte er
öffentlich, dass es ihm nicht gelungen sei, in den USA schärfere
Regeln für den Umgang mit Schusswaffen durchzusetzen. Tatsächlich
hatte kein US-Präsident so stark dafür gekämpft wie er. Als er in
einer seiner Reden darauf verwies, dass jedes Jahr im Durchschnitt
30.000 US-Bürger durch Schusswaffen sterben, darunter Tausende
Kinder, kamen ihm sogar die Tränen. Nur ein bisschen regulieren Jedes
Blutbad in seinen acht Jahren als sogenannter mächtigster Mann der
Welt nutzte Obama, um das Land wachzurütteln: Waffen garantieren
nicht die Freiheit, sondern gefährden sie. Waffen verhindern keine
Gewalt, sondern sind ihre Ursache. Doch was geschah? Nach jedem
Vorfall schnellten die Verkaufszahlen bei den Waffen nach oben. Der
Tenor: Hätten die Opfer doch nur Waffen gehabt, hätten sie sich
verteidigen können und wären nicht gestorben. Selbst in der eigenen
Partei konnte Obama nicht alle auf seinen Kurs einschwören. An der
Blockade im Senat beteiligten sich auch demokratische Senatoren.
Dabei wollte Obama keineswegs das Recht auf Waffenbesitz abschaffen,
sondern die Verkäufe nur ein bisschen regulieren. Im Land der
unbegrenzten Möglichkeiten wird das so bald niemand mehr wagen, erst
recht nicht der Präsident.

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