Dem Bistum Limburg bleibt Tebartz-van Elst erspart
– und umgekehrt. Alles Andere als dieses Ende wäre eine Überraschung
gewesen. Auch wenn er den Rücktritt nicht angeboten hätte, wäre er
niemals nach Limburg zurückgekehrt. Das ist so sicher wie das Amen in
der Messe. Tebartz hat durch seinen Amtsmissbrauch, sein reaktionäres
Handeln und seinen Starrsinn die deutsche katholische Kirche schwer
beschädigt, deren Glaubwürdigkeit untergraben. Erleichterung macht
sich breit. Man kann es aber durchaus noch präziser fassen: Jene
Katholiken hierzulande, die mit der gestrigen Entscheidung hadern,
würden ihre Kirche sowieso gerne vor das Zweite Vatikanische Konzil
zurückführen. Der Kampf um Erneuerung, um die Zukunft der Kirche tobt
– zumeist verborgen hinter den Kulissen, wie es sich in der
katholischen Kirche gehört. Dabei funktionieren die alten
Seilschaften; so schnell kann Franziskus nicht aufräumen. Zumindest
aber sind seit gestern markante Äußerungen der vergangenen Wochen
zugunsten von Tebartz – namentlich jene vom Chef der vatikanischen
Glaubenskongregation, dem deutschen Kardinal Gerhard Ludwig Müller,
und von Kurienerzbischof Georg Gänswein, dem engsten Mitarbeiter von
Benedikt XVI. – als reine Propaganda entlarvt. Es waren ideologische
Raketen, Kampfrufe, über die sich viele Bischöfe massiv geärgert
haben, zumal sie dem alten Muster entsprachen, das seit vielen Jahren
die Debattenlage bestimmt: Die Dialogbereiten und Offenherzigen unter
den deutschen Oberhirten halten sich öffentlich zurück, während
Hardliner und Reformunwillige auf die Pauke hauen. Auch wenn in
Zeiten franziskanischer Barmherzigkeit und Bescheidenheit für den
Hochmut eines Tebartz-van Elst kein Platz ist, wird er eine neue
Aufgabe erhalten; der Vatikan hat seine gefallenen Schafe noch immer
weich aufgefangen. Für die deutsche Kirche ist dieser uneinsichtige
Mann Vergangenheit. Ob das auch für seine Positionen, für seine
Amtsauffassung und Haltung gilt, ist offen. Eben darum wird ja
gerungen. Tebartz– mondänes Gehabe ist nichts, was von irgendjemandem
– außer unverbesserlichen Traditionalisten – verteidigt wird. Aber
der autoritäre Stil, die vorkonziliare Amtsanmaßung und
Respektlosigkeit gegenüber Vertretungs- und Kontrollgremien waren und
sind nicht auf den Ex-Limburger beschränkt. Da werden sich die
deutschen Bischöfe noch viele heftige Auseinandersetzungen liefern –
keine leichten Zeiten für ihren neuen Vorsitzenden Marx. Der
Münchener Kardinal hat am Mittwoch mehr Transparenz bei den
Kirchenfinanzen versprochen, um „so die Glaubwürdigkeit unserer
Kirche zu fördern“. Das ist über den Limburger Skandal hinaus
dringend erforderlich. Seit gestern ist der mehr als hundertseitige
Abschlussbericht der Prüfungskommission im Internet zu lesen. Die
Lektüre ist erschreckend: Es wurde getäuscht, getarnt, geaast. Der
Bericht offenbart, dass der damalige Bischof Tebartz-van Elst mit dem
Geld der Gläubigen auf eine Weise umgegangen ist, die an Zeiten
absolutistischer Fürsten erinnert.
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