Reinhard Kardinal Marx, seines Zeichens Bischof von
München und Freising, brauchte vier Wahlgänge, bevor seine Kollegen
ihn dann endlich zu ihrem Vorsitzenden machten. Zumindest ein Grund
dafür soll sein „barockes“ Erscheinungsbild sein. Im Klartext: Marx
residiert in München mit großer Pracht in einem Stadtpalais, gegen
den der neue Bischofssitz in Limburg eher wie ein solides Reihenhaus
aussieht. Papst Franziskus aber scheint das nicht zu stören, sonst
hätte er Marx nicht so schnell und so konsequent in seine
unmittelbare Nähe geholt und mit so vielen heiklen Ämtern betraut.
Der unbeirrbar Fröhliche aus Argentinien weiß, dass er seine Mission,
die Reform der Kurie, an deren Ende eine schlichte Kirche ganz nahe
bei den Menschen stehen soll, nur dann erfüllen kann, wenn er sich
auf Getreue stützen kann, die die Welt auch außerhalb der
Kirchenmauern kennen und verstehen – und wenn nötig schnell und
energisch handeln. Kardinal Marx ist zweifelsfrei so einer. Dass er
sich erst im vierten Wahlgang, als dann die einfache Mehrheit
reichte, durchsetzen konnte, bezeichnet Marx als „ehrliche Wahl“.
Will heißen: Ich weiß wohl, wer mit mir ist und wer (noch) nicht! Und
deshalb wird der stämmige Westfale alles daransetzen, seine Kollegen
davon zu überzeugen, dass hinter der Münchner Pracht sehr wohl einer
steckt, der den Menschen vor dem Palais sehr nah ist. Seine
bayrischen Schäfchen haben das längst verstanden, so wäre der
Westfale nicht so erfolgreich im Süden der Republik, wo alles schon
ein bisserl schicker und größer sein darf. Wichtig ist, dass Reinhard
Marx authentisch ist. Und genau das verbindet ihn mit Papst
Franziskus. Da Deutschlands Bischöfe entgegen so mancher landläufigen
Meinung keineswegs weltfremd sind, haben sie das verstanden und am
Ende danach gehandelt. Allerdings weiß Reinhard Marx auch, dass gar
nicht so wenige seiner Amtsbrüder die Begeisterung der meisten
Katholiken über Franziskus nicht wirklich teilen, weil sie selbst
nämlich noch längst nicht oder noch nicht bereit sind, den neuen
Papst in der von ihm geforderten Offenheit und Herzlichkeit auf dem
Weg zu den Menschen zu folgen. Es wird an Reinhard Marx sein, sie auf
diesen Weg zu führen, notfalls auch mit deutlichen Worten.
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