Wer hätte gedacht, dass wir einmal ernsthaft einem
Saddam Hussein nachtrauern könnten, auch wenn der verheerende
Irak-Krieg des George W. Bush von Anfang an jedweder Legitimation
entbehrte. Nicht weniger folgenreich war, wie die Ordnungsmacht USA
nach ihrem überstürzten Abzug aus dem Irak 2011 das fragile
Staatsgebilde aus Schiiten, Sunniten und Kurden sich selbst überließ.
Wenn nun der amerikanische Außenminister John Kerry den
schiitischen Regierungschef Maliki zur Bildung einer
Einheitsregierung mit den sunnitischen und kurdischen Minderheiten
auffordert, so kommt dieser Vorstoß viel zu spät. Zu einem Zeitpunkt,
zu dem Maliki die Gefolgschaft seiner eigenen Militärs zu verlieren
scheint, zu einem Zeitpunkt, zu dem die sunnitische Isis ihr Ziel
eines islamistischen Kalifats in greifbarer Nähe wähnt, zu einem
Zeitpunkt, zu dem die Kurden mit einem Zerfall des Landes liebäugeln,
um den erträumten Kurdenstaat verwirklichen zu können.
Gleichwohl bleibt den Vereinigten Staaten nach all ihren
Versäumnissen gar nichts anderes übrig, als um fünf nach zwölf mit
allen Mitteln zu versuchen, die Uhr zurückzudrehen. Vor dem Gespräch
mit den gemäßigten Schiiten und Kurden im Irak muss allerdings der
Rücktritt Malikis stehen. Und ohne ein militärisches Eingreifen aus
der Luft werden die Gotteskrieger der Isis-Milizen, die die gesamte
Region noch mehr zu destabilisieren drohen, auch nicht aufzuhalten
sein. Das ist eine ganz bittere Erkenntnis, vor der sich die
Vereinigten Staaten, aber auch wir uns nicht länger drücken dürfen.
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