Allg. Zeitung Mainz: Nervensache / Kommentar von Reinhard Breidenbach zur SPD

Nichts gegen kleine oder große Schwestern. Sie
können helfen, menschlich, medizinisch oder finanziell. Eines aber
dürfen sie, sollten sie zufällig die Schwester eines angeblichen
Spitzenpolitikers sein, nie, nicht mal unter Todesgefahr: Interviews
geben und den Bruder verteidigen wollen, so, wie es Doris Harst,
Schwester von Martin Schulz, getan hat. Es war sicher gut gemeint,
bringt ihn jedoch der Gefahr, lächerlich zu werden, nur noch ein
Stück näher. Man stelle sich vor, Roswitha, Ehefrau von Kurt Beck,
hätte 2008, als die Genossinnen und Genossen ihren Mann kippten, in
einer berühmten deutschen Sonntagszeitung lamentiert! Eines
allerdings darf man der Familie Schulz/Harst zugute halten: Sie haben
es wenigstens nicht wie Sigmar Gabriel gemacht. Der behauptete, seine
kleine Tochter Marie habe über Schulz als den „Mann mit den Haaren im
Gesicht“ hergezogen. Eigentlich ein Fall für den Kinderschutzbund.
Vielleicht rächt sich Marie später und wird Kanzlerin – für die CDU.
Falls Schulz nun abrupt die Brocken hinwirft und schon am Dienstag
geht, mögen das viele als feige empfinden – aber faktisch ist es wohl
das Beste, was er derzeit tun kann. Umso mehr muss man/frau in der
SPD jetzt die Nerven behalten. Dafür ist Andrea Nahles in jedem Fall
die Richtige. Ob sie auch endgültig Chefin werden soll, wofür vieles
spricht, dazu mag die Partei, wenn–s der Wahrheitsfindung und dem
Frieden dient, eine – weitere – Mitgliederbefragung durchführen. Das
Ganze ist im Übrigen keine Privatangelegenheit der SPD. Die Partei
wird, auch wenn sie derzeit einem Chaoshaufen gleicht, gebraucht in
Deutschland.

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