Ob man hierzulande Menschen am unteren Ende der
Einkommensskala als arm bezeichnen soll, obwohl die wenigsten, platt
gesagt, tatsächlich hungern und frieren, darüber lässt sich trefflich
streiten. Menschen, die Kriege und Katastrophen er- und überlebt
haben, werden Armut anders definieren, als Sozialwissenschaftler, die
Armut in Relation zum durchschnittlichen Einkommen setzen. Unabhängig
von der Begrifflichkeit lässt sich für Deutschland aber seit Jahren
feststellen, dass die Kluft zwischen Menschen mit sehr hohem und
denjenigen mit sehr niedrigem Einkommen weiter wächst. „Geld kommt zu
Geld“, dieses alte Motto bleibt aktuell. Ob es hierzulande jeder
„schaffen“ kann, wenn er nur „will“, ist dagegen fraglich. Wer dies
behauptet, sollte die simple Frage beantworten können, wie zum
Beispiel (Voll-)Beschäftigte im Niedriglohnsektor oder manche
Alleinerziehenden es denn bitteschön fertigbringen sollen, fürs Alter
angemessen vorzusorgen? Oder welche Chance zum Aufstieg Kinder aus
prekären sozialen Verhältnissen tatsächlich haben? Und es muss die
Frage erlaubt sein, ob gerade all jene, die derzeit gegen einen
Mindeststundenlohn von 8,50 Euro brutto wettern, sich auch nur
ansatzweise vorstellen können, davon zu leben. Man mag dem
Paritätischen Gesamtverband Alarmismus vorwerfen, wenn er die
Situation seiner Klientel mit besonders dramatischen Worten
beschreibt. Auch kann manche Statistik, die der Verband ins Feld
führt, durchaus unterschiedlich gedeutet werden. Man sollte sich aber
davor hüten, die Problematik der sozialen Spaltung zu verharmlosen.
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Eva Bender
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