Allg. Zeitung Mainz: Nur im Kopf / Kommentar von Mario Thurnes zu Lügen im Internet

Noch vor gut zehn Jahren sind die Deutschen „ins
Internet gegangen“. Die Formulierung drückte aus, dass es den
Unterschied zwischen einer echten und einer virtuellen Welt gibt. Gab
– um korrekt zu bleiben. Denn der Unterschied ist bei einem Großteil
bereits verschwunden. Das liegt am Fortschritt der Geräte. Immer mehr
nutzen das Internet auf dem Handy, dazu kommen iPads und Laptops. Die
Entwicklung wird noch weiter in die Richtung gehen, denn wir bewegen
uns auf das „Internet der Dinge“ zu. Dann wird der Kühlschrank mit
dem Supermarkt-Computer kommunizieren und eigenständig Milch
bestellen. Auch sonst wird es kaum einen Lebensbereich geben, in dem
wir nicht im Internet sind. Natürlich verändert das unser
Bewusstsein. Wie es das tut, da steht die Forschung noch am Anfang.
In einer entscheidenden Szene der Romanserie fragt der Zauberschüler
Harry Potter den Schulleiter, ob das, was gerade passiert sei, real
war oder nur in seinem Kopf stattgefunden hat. Albus Dumbledore
antwortet: „Es war nur in Deinem Kopf, aber heißt das, dass es nicht
real war?“ Was im Netz, also letztlich nur in seiner Wirkung auf uns
stattfindet, wird – ob man das mag oder nicht – unsere Gesellschaft
immer mehr bestimmen. Daher werden Regeln fürs Internet notwendig.
Zum einen ist jeder selbst gefragt, im Netz so anständig zu bleiben,
wie es auch im echten Leben verlangt wird. Zum anderen wird der
Gesetzgeber Streitfragen regeln müssen. Der Glaube an eine absolute
Netzfreiheit stammt noch aus den Tagen, in denen man ins Internet
gegangen ist.

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Danielle Schwarz
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