Bei folgendem Satz von Putins Sprecher muss man fast lachen, wenn 
es nicht so ernst wäre: „Niemand hat die Absicht, Russland vom World Wide Web 
abzukoppeln.“ Das erinnert an das berühmte Zitat von Walter Ulbricht aus dem 
Jahr 1961: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“ Die russischen 
Bürger sind mit Sicherheit nicht so dumm, wie ihre Staatsführung glaubt. Bei dem
neuen Internetgesetz geht es um staatliche Zensur und Kontrolle über die 
Kommunikation im Lande. Nichts anderes. Noch fließt viel Wasser die Wolga 
herunter. Denn Experten bezweifeln, ob der Staat überhaupt in der Lage dazu ist,
bei den rund 3000 Netzbetreibern die technischen Voraussetzungen für die 
stärkere Anbindung zu schaffen. Kritik an dem Gesetz ist mehr als berechtigt, 
aber sie ist naiv. Denn Meinungsfreiheit im westlichen Sinne gibt es in Russland
schon lange nicht mehr. Da braucht man nur einen Blick in den Jahresbericht von 
Amnesty International zu werfen. Die meisten Medien unter Putin sind faktisch 
staatlich kontrolliert. Oppositionelle und Menschenrechtler können sich nicht 
frei äußern, ohne Gefahren an Leib und Leben zu fürchten. Freies Surfen im Netz 
ist längst eingeschränkt. Künstler werden am Arbeiten gehindert. Medien, die 
ihren Sitz im Ausland haben, werden als „ausländische Agenten“ eingestuft. Die 
Liste ließe sich mühelos fortsetzen. Wenn führende Politiker in Deutschland 
deshalb Tauwetterpolitik gegenüber Wladimir Putin fordern, dann macht das nur 
noch fassungslos.
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