Allg. Zeitung Mainz: Warnsignale Kommentar zur „Scharia-Polizei“

Nein, bedauerlicherweise handelt es sich wohl nicht
bloß um den Provokationsversuch einer Handvoll durchgeknallter
Halbstarker. Hinter dem Auftritt einer sogenannten „Scharia-Polizei“
in Nordrhein-Westfalen stehen vielmehr besorgniserregende
Fakten:43000 Menschen in Deutschland zählen zur islamistischen Szene,
die Sicherheitsbehörden sind mehr als besorgt. Nun wäre Panik gewiss
die falscheste Reaktion, notwendig ist Differenzierung. Angemessene,
vom Grundgesetz geschützte Religionsausübung muslimischer Mitbürger
darf auf keinen Fall in einen Topf geworfen werden mit aggressivem
Islamismus. Deutschland, ein Einwanderungsland, darf kein Land sein,
in dem Rassismus, offen oder latent, geduldet wird. Es darf aber auch
kein Land sein, in dem abendländische Identität gefährdet wird, oder
in dem gar religiös-fanatisierte Kriminelle zu Zeitbomben werden.
Toleranz, die im Übrigen keine Einbahnstraße sein darf, ist etwas
völlig anderes als Verschlafenheit, die Gefährdungslagen
unterschätzt. Der Ruf nach schärferen Gesetzen ist gleichwohl
überflüssig. Es reicht gewissenhafte Sicherheitspolitik, die
hoffentlich aus den Katastrophen im Fall NSU gelernt hat.
Unerlässlich ist zudem, wie eh und je, eine vernünftige Integrations-
und Sozialpolitik. Die hilft, manche und manchen davor zu bewahren,
Rattenfängern zu verfallen – völlig unabhängig davon, ob es sich bei
letzteren um Islamisten oder Neonazis handelt. Heilsversprecher
jedweder Stoßrichtung finden offene Ohren vor allem bei frustrierten
oder gar traumatisierten Jugendlichen. Daher sind in erster Linie
Eltern und Lehrer gefordert, aufmerksam zu sein und sensibel für
unausgesprochene Hilferufe und für Warnsignale.

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Allgemeine Zeitung Mainz
Andreas Trapp
Newsmanager
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