Allg. Zeitung Mainz: zu den Anti-Islam-Demonstrationen / Brandgefährlich

Die Würde des Menschen ist unantastbar und in
Deutschland gilt Religionsfreiheit. Man muss diese beiden Grundrechte
in Erinnerung rufen, wenn man auf die Demonstrationszüge der Pegida
schaut – ein brandgefährliches Phänomen. Die sogenannten
„Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“
sprechen einem Teil der Bevölkerung nicht nur das Recht ab, ihre
Religion auszuüben. Mit ihren zynischen „Wir sind das Volk“-Bannern
vertreten sie unverhohlen eine Ausländer-raus-Politik. Dass die
Bewegung vor allem in Ostdeutschland Zulauf hat, wo kaum Ausländer
leben, kann ebenso wenig darüber hinwegtrösten wie die Tatsache, dass
sich in Düsseldorf und anderswo – bisher – weit mehr
Gegendemonstranten als Demonstranten zusammenfinden. Es ist zugleich
gefährlich, alle Pegida-Mitläufer in die rechtsradikale Ecke zu
drängen. So populistisch es von manchen Politikern sein mag,
Burka-Verboten das Wort zu reden oder Migranten die Benutzung der
deutschen Sprache vorschreiben zu wollen. Die Ängste der Menschen vor
Islamisten und ihre Kritik an denjenigen Zuwanderern nicht ernst zu
nehmen, die jede Integration verweigern, wäre ebenso töricht.
Geschickt verbinden die Pegida-Drahtzieher um ihren Anheizer Lutz
Bachmann ihre überzogene Islam-Kritik mit der Schmähung der
„Todschweiger in den Medien“. Gut, dass sich vor allem die
christlichen Kirchen und auch die jüdischen Gemeinden bei den
Gegendemonstrationen für die Glaubensfreiheit der Muslime einsetzen.
Politik und Medien müssen dagegen bedingungslos für die Grundrechte
des Einzelnen eintreten und die Offenheit unserer Gesellschaft gegen
alle Seiten verteidigen, die diese bekämpfen oder ausnutzen wollen.

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