Allg. Zeitung Mainz: Zu einer europäischen Armee / Zeichen

Nichts schweißt gründlicher zusammen als ein
gemeinsames Problem. Soll die bestimmt nicht zufällig sowohl von
Verteidigungsministerin von der Leyen als auch von EU-Kommissionschef
Juncker ins Gespräch gebrachte europäische Armee also nicht mehr sein
als eine Anti-Putin-Truppe? Nur auf den ersten Blick. Vor allem am
östlichen Rand von EU und Nato dürfte angesichts der Ukraine-Krise
jedem klar sein, dass man nur gemeinsam eine Zukunft hat. Aber auch
in Deutschland und andernorts würde es sich lohnen, nachzudenken.
Junckers Idee ist alles andere als neu. Zu Beginn der fünfziger
Jahre, im Schatten des Weltkrieges, wurde sie schon einmal diskutiert
– und scheiterte. Man konnte sich ja auf den starken Partner USA
verlassen. Doch der ist müde – und hat es dennoch mit den gottlosen
Barbaren des Islamischen Staates aufgenommen. Auch deshalb steht
Europa in Europa zurzeit ziemlich alleine da. Ziemlich hilflos im
Angesicht einer immer weiter um sich greifenden Politik, bei der
Putin nur der extremste Vertreter ist: die Rückkehr des
schrankenlosen Nationalismus. Eine Armee allein ist natürlich keine
Antwort darauf. Aber die Werte, die diese Truppe tragen müssten.
Europa hat längst erkennen müssen, dass seine sozialen und
wirtschaftlichen Probleme einzelstaatlich nicht mehr zu lösen sind.
Die Euro-Krise ist nur ein Beispiel dafür. Wenn man also derart mit
dem Rücken zur Wand steht, warum dann nicht endlich zueinanderfinden?
Politisch und wenn es sein muss am Ende auch militärisch. Die
Alternative? Eine Welt der Willkür, in der nicht nur Wladimir Putin
nimmt, was er bekommen kann. Wenn jemand gegen eine solche Welt ein
Zeichen setzen kann, ist es Europa. Noch.

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