In Zeiten, in denen so viel Geld unterwegs ist wie
kaum je vorher, die Inflation seit vielen Monaten eine Null vor dem
Komma hat und es sich Staaten mit einer vorzeigbaren wirtschaftlichen
Lage problemlos leisten können, für ihre Staatsanleihen fast schon
Gebühren zu nehmen, sind 4,75 Prozent Zins durchaus ein Wort. Das
darf man bei der Einordnung des ersten erfolgreichen Anleiheverkaufs
Griechenlands seit 2010 nicht vergessen. So gesehen nimmt der Sturm
der internationalen Anleger auf die Papiere aus Athen nicht wirklich
Wunder. Dennoch sind die drei Milliarden, die die Griechen gestern
eingenommen haben, zweifelsfrei Applaus wert. Sie haben es geschafft,
Vertrauen zu schaffen und der Abverkauf hat gezeigt, dass man gewillt
ist zu vertrauen. Mit der Realität rund um die Akropolis hat dies
freilich rein gar nichts zu tun. Zwar sind die Weichen in Richtung
Staats – und Bankensanierung richtiggestellt, aber so arg viele Züge
sind da noch nicht drübergefahren. Bei der Privatisierung ist das
Wort „schleppend“ noch eine freundliche Untertreibung. Die
Verschuldung des Landes steigt kaum gebremst weiter. Zugleich sind 27
Prozent aller Griechen arbeitslos, bei den jungen Menschen sind es
skandalöse 60 Prozent. Der Weg aus dem Tal der Tränen ist also noch
sehr weit. Und ob die Griechen den Aufstieg letztlich schaffen, hängt
auch davon ab, dass die, die gegen den von der EU verordneten
Reformkurs skrupellos Stimmung machen, nicht an die Macht kommen. So
gesehen sind die drei Milliarden zu 4,75 Prozent auf fünf Jahre vor
allem auch eine handfeste Investition in die amtierende Koalition in
Athen. – Ob sie sich dauerhaft rentieren wird, bleibt indes
abzuwarten.
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