Allgemeine Zeitung Mainz: Irrwitz droht / Kommentar zur Verödung von Innenstädten

Geiz mag für manchen immer noch geil sein, auch wenn
der entsprechende Slogan – aus gutem Grund – mittlerweile
zurückgezogen wurde. Viele mögen es auch lustig finden, wenn ihnen
Werbebotschaften suggerieren, es sei uncool, am „Arsch der Welt“
Möbel zu kaufen, anstatt zuhause gemütlich auf dem Sofa. Wir leben in
einem freien Land, und Konkurrenz belebt grundsätzlich das Geschäft.
Völlig unbestritten, dass das Einkaufen auf der großen grünen Wiese
seine Vorteile hat, und auch das Online-Shopping. Falls bei diesen
Prozessen eines sich massiv verändernden Käuferverhaltens allerdings
die deutschen Innenstädte vor die Hunde gingen, wäre das ein
irrwitzig hoher Preis. Das wäre dann nicht mehr nur eine Frage der
Ökonomie, sondern eine solche der Lebenskultur. Es muss nicht zum
Schlimmsten kommen. Die Gefahr, dass den Passanten nur noch leere
Schaufenster angähnen oder attraktive Lagen von deprimierenden
Ein-Euro-Märkten geprägt werden, ist in manchen Städten größer als in
anderen. Genau wie beim Wohnungsbau stehen die Kommunen in der
Verantwortung, Fehlentwicklungen entgegenzuwirken und zu verhindern,
dass aus einer Innenstadt mehr oder weniger ein einziger großer
Ramschmarkt wird. Vieles kann man nicht verordnen, und dennoch steht
den Kommunen eine durchaus ansehnliche Gestaltungsmacht zu Gebote –
wenn sie es denn will, und wenn ihre Verantwortlichen intelligent
genug sind, Gefahren früh zu erkennen und kluge Pläne zu schmieden.
Zeige mir Deine Innenstadt und ich sage Dir, ob Deine Stadtväter und
-mütter etwas taugen. Auch und gerade an dieser Stelle sind
Engagement und Rückgrat des mündigen Bürgers nötig.

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Allgemeine Zeitung Mainz
Wolfgang Bürkle
Newsmanager
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