Allgemeine Zeitung Mainz: Karl Schlieker Kommentar zu Niedrigzinsen

Kein Königsweg

Sparer zahlen die Zeche. Die Kosten der Finanzkrise müssen Otto
und Gesine Normalverbraucher über die Niedrigzinsen schultern.
Profiteure sind die öffentlichen Haushalte, deren Kosten für den
Schuldendienst sinken. Deswegen wird es auf absehbarer Zeit auch
keine Zinswende geben. Denn mit höheren Zinsen würde der Spielraum
vor allem der Staaten in Südeuropa noch mehr beschnitten. Für den
Privatanleger ist das keine frohe Botschaft. Wer im Zinstal sein Geld
spart, wird bestraft. Nach Abzug von Steuern, Gebühren und Inflation
wird das Vermögen auf Sparkonten und Kapitalanlagen schleichend
entwertet. Es gibt keinen Königsweg aus diesem Dilemma. Die alte
Regel, steigende Renditen werden mit steigendem Risiko erkauft, gilt
weiter. Klar sind Aktienfonds langfristig betrachtet eine sinnvolle
Anlage. Aber wer kurz- oder mittelfristig größere Anschaffungen plant
oder das Geld zu einem bestimmten Termin braucht, muss Rückschläge
einkalkulieren. Immobilien sind angesichts einer alternden
Gesellschaft und drastisch gestiegenen Preisen in den attraktiven
Stadtlagen ebenfalls kein Selbstläufer. Auch Anleihen sind nicht ohne
Risiko. Das Elend kennt keine Grenzen. Wer nun an
Lebensversicherungen denkt, wird dort mit sinkenden Garantiezinsen
konfrontiert. Große Versicherungen stehen vor der Frage, wohin mit
dem Geld? Die Allianz will deshalb Policen auf den Markt bringen, bei
denen der Zins nur noch für die ersten Jahre fest zugesagt wird.
Versicherungssparer würden damit ihre Sicherheit einbüßen. Die wahren
Kosten der Politik des billigen Geldes werden sich erst in
Jahrzehnten zeigen, wenn deutlich wird, dass die Altersvorsorge auf
der Strecke geblieben ist.

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