Es war vermutlich ein Zufall, aber bezeichnend ist
es doch: Just am Tag nach einer Fernsehreportage, in der das
Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) als zahnloser Tiger beschrieben wurde,
greift die Behörde im VW-Skandal durch und ordnet den Zwangsrückruf
von rund 2,4 Millionen Diesel-Fahrzeugen aus dem Konzern an. Wurde
die Behörde also unterschätzt? Eher nicht, denn in der Vergangenheit
hat das KBA die Autohersteller selten unter Druck gesetzt. Und vom
vorgesetzten Verkehrsministerium ist auch keine neue Härte in der
Abgasdebatte zu erwarten, denn die Bundesregierung will bei der EU zu
strenge Vorschriften aufweichen. Aber der öffentliche Druck ist so
groß, dass Verkehrsminister Dobrindt die ihm unterstellte Behörde zum
Handeln gedrängt hat. In der Sache ist die KBA-Entscheidung aber zu
begrüßen. VW kann nicht, wie bei einer freiwilligen Änderung der
Motorsoftware und der Abgasanlagen, darauf hoffen, dass viele
Diesel-Fahrer aus Bequemlichkeit nicht in die Werkstätten kommen. Und
für die Besitzer der Autos mit betrügerischer Software ist damit auch
sicher, dass nicht doch noch die Stilllegung ihrer Gefährte droht.
Der Zeitplan steht – und VW muss jetzt liefern. Und zwar nicht nur
eine Aktualisierung der Motorsoftware. Die betroffenen Autofahrer
wollen auch wissen, welche Auswirkungen dies auf Verbrauch und
Leistung ihrer Motoren hat. Und welcher Zeitaufwand in der Werkstatt
nötig ist. Denn bei den kleineren Motoren werden wohl auch
Katalysatoren ausgetauscht. VW muss jetzt schnell weltweit für
Klarheit sorgen, um den Schaden für die gesamte deutsche Autobranche
zu begrenzen.
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Florian Giezewski
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