Armutsrisiko bei Migranten höher

2010 waren in Deutschland 26 % der Menschen mit
Migrationshintergrund armutsgefährdet. Damit war ihr Armutsrisiko
mehr als doppelt so hoch wie das der Bevölkerung ohne
Migrationshintergrund (12 %). Dies teilt das Statistische Bundesamt
(Destatis) anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung der
Armut am 17. Oktober mit. Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund
umfasst sowohl Deutsche mit Migrationshintergrund als auch Ausländer.
Gemäß der Definition der Europäischen Union gelten Menschen als
armutsgefährdet, wenn sie mit weniger als 60 % des mittleren
Einkommens (Median) der Gesamtbevölkerung auskommen müssen.

Das Armutsrisiko ist von vielen sozioökonomischen Faktoren
abhängig. Die bei der Gesamtbevölkerung bekannten Muster – zum
Beispiel überdurchschnittliches Armutsrisiko bei Alleinerziehenden,
Schulabbrechern und Erwerbslosen – gelten auch für die Menschen mit
Migrationshintergrund, allerdings auf höherem Niveau. Beispielsweise
ist jede zweite Alleinerziehende mit Migrationshintergrund
armutsgefährdet – bei Alleinerziehenden ohne Migrationshintergrund
ist es jede dritte. Manche Phänomene treten bei der Bevölkerung mit
Migrationshintergrund zudem in besonderem Maße auf: so sind sie
deutlich häufiger von Kinderarmut und Altersarmut betroffen.

Die Armutsgefährdungsquote von Ausländern (32 %) lag 2010 deutlich
über jener von Deutschen mit Migrationshintergrund (22 %). Auch
unterschied sich das Armutsrisiko je nach Aufenthaltsdauer: Bei
Zuwanderern, die im Jahr 2010 noch keine fünf Jahre in Deutschland
lebten, lag die Armutsgefährdungsquote bei 32 %. Bei den rund 1,2
Millionen Migrantinnen und Migranten, die vor 1971 nach Deutschland
eingewandert sind, betrug sie hingegen 18 %.

Methodische Hinweise

Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund besteht aus den seit
1950 nach Deutschland Zugewanderten und deren Nachkommen. Ihre Zahl
belief sich 2010 auf rund 15,7 Millionen Menschen, davon hatten rund
8,6 Millionen einen deutschen Pass.

Die hier veröffentlichten Armutsgefährdungsquoten beziehen sich
auf das mittlere Einkommen für Deutschland (Bundesmedian) und wurden
basierend auf Ergebnissen des Mikrozensus 2010 berechnet. Der
Mikrozensus ist die einzige Datengrundlage, die belastbare Zahlen zur
Bevölkerung mit Migrationshintergrund bietet. Daneben gibt es weitere
Datenquellen der amtlichen Statistik zur Ermittlung der
Armutsgefährdung, zum Beispiel die Statistik „Leben in Europa“
(EU-SILC). Dies ist die amtliche Hauptdatenquelle für nationale
Armutsquoten, die auch europaweit vergleichbar sind. Zu beachten ist,
dass sich der Mikrozensus und EU-SILC sowohl hinsichtlich des zu
Grunde liegenden Einkommenskonzepts und der Einkommenserfassung als
auch hinsichtlich des Stichprobendesigns unterscheiden.

Detaillierte Informationen finden sich in der Tabelle 14 der
Fachserie 1 Reihe 2.2 „Bevölkerung mit Migrationshintergrund 2010“,
die im Internetangebot von Destatis unter www.destatis.de, Pfad:
Startseite > Publikationen > Fachveröffentlichungen > Bevölkerung
heruntergeladen werden kann.

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Gabriela Fuhr, Telefon: (0611) 75-4323 www.destatis.de/kontakt

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