Neue McKinsey-Studie „Baden-Württemberg 2020“: 
Wettbewerbsfähigkeit nimmt trotz hoher Wirtschaftskraft und vieler 
Patente ab – Fokussierte Wirtschaftsförderung, Investitionen in 
Infrastruktur, mehr Werben um Fachkräfte und neue industrielle 
Wachstumsfelder nötig
   Baden-Württemberg ist nach wie vor eine der wirtschaftlich 
stärksten Regionen Europas, das Land droht jedoch seinen Spitzenplatz
zu verlieren, wenn es nicht gegensteuert. Gelingen kann dies durch 
eine stärkere Fokussierung der Wirtschaftsförderung, zusätzliche 
Investitionen in die Infrastruktur, ein aktiveres Engagement im 
Wettbewerb um Fachkräfte sowie eine zielgerichteten Orientierung auf 
wirtschaftliche Wachstumsfelder. Dies geht aus einer neuen Studie der
Unternehmensberatung McKinsey & Company mit dem Titel 
„Baden-Württemberg 2020“ hervor. Die Studie hat McKinsey auf eigene 
Initiative – also ohne Auftraggeber und Bezahlung – erstellt. „Damit 
wollen wir einen Beitrag zur Debatte leisten, wie dieses erfolgreiche
Bundesland seine Rolle als Zugpferd der ökonomischen Entwicklung in 
Deutschland ausbauen kann“, sagte Martin Lösch, Leiter des 
Stuttgarter McKinsey-Büros, zur Vorstellung der Studie.
   Das Land hat McKinsey zufolge eine starke Ausgangsposition: Die 
Wirtschaftsleistung (Bruttoinlandsprodukt, BIP) pro Einwohner liegt 
mit 36.000 Euro um 10% über dem Bundesschnitt. Die Exportquote der 
heimischen Unternehmen geht mit 45,3% ebenfalls über den deutschen 
Durchschnitt (41,5%) hinaus. Jeder dritte deutsche Weltmarktführer 
kommt aus Baden-Württemberg; die Arbeitslosenquote erreicht mit 4% 
nahezu Vollbeschäftigung, ohne dass eine einzelne Region des Landes 
als strukturschwach herausfiele. „Das Land sollte diese hervorragende
Position nutzen, um jetzt die Herausforderungen der kommenden Jahre 
zu meistern“, sagte Martin Lösch. Die Rolle des Südwestens als eines 
der wirtschaftlichen Zugpferde Europas sei zunehmend infrage 
gestellt: „Andere Regionen holen auf und überrunden Baden-Württemberg
in einzelnen Bereichen.“
   Die Studie zeigt: Die geleistete Arbeit pro Einwohner ist im 
vergangenen Jahrzehnt in Baden-Württemberg um 3,5% gesunken, während 
sie in anderen Flächenländern wie Bayern stabil geblieben ist. Das 
spiegelt sich in der unzureichenden Nutzung des 
Arbeitskräftepotenzials: Die Erwerbstätigenquote ist in 
Baden-Württemberg seit der Jahrtausendwende nur um 1,9% gestiegen, in
Bayern hingegen um 2,9%. Noch alarmierender: Das produzierende 
Gewerbe hat in diesem Zeitraum in Baden-Württemberg mehr als 50.000 
Stellen abgebaut, beim östlichen Nachbarn blieb die Zahl konstant. 
Auch das jährliche Produktivitätswachstum gehörte mit 2% im 
Durchschnitt der vergangenen Jahre nicht zu den europäischen 
Spitzenwerten (3%). „Von den Exporten wiederum gingen nur 25% in 
wachstumsstarke Regionen“, berichtete Lösch. Die Mehrheit der 
Ausfuhren hingegen erreichte stagnierende Märkte wie Westeuropa und 
Nordamerika.
Andere Regionen gelten bei Toptalenten als attraktiver
   Die Wachstumschancen des Landes drohen zugleich vom sich 
abzeichnenden Fachkräftemangel eingebremst zu werden: 200.000 
Berufsqualifizierte und Akademiker werden im Jahr 2020 fehlen – bei 
gleichzeitig geringer wahrgenommener Attraktivität der Region im 
Urteil der deutschen High-Potentials: In einer McKinsey-Umfrage 
benannten nur 24% der Befragten Stuttgart als einen attraktiven Ort 
zum Leben gegenüber 86% für München, 81% für Hamburg, 75% für Berlin 
oder immerhin noch 48% für Düsseldorf.
   Um aktiv auf diese Herausforderungen zu reagieren und die starke 
Stellung Baden-Württembergs für die Zukunft zu festigen, schlagen die
Stuttgarter McKinsey-Berater vier Initiativen vor:
   – Fokussierung der Wirtschaftsförderung. Mit dem Streichen von 
     Doppelungen und klaren Zuständigkeiten und Kompetenzen ließe 
     sich die Schlagkraft der Wirtschaftspolitik ohne wesentliche 
     Ausweitung der Budgets erhöhen. Lösch: „Das Land sollte zudem 
     die ausgezeichnete Forschungsinfrastruktur besser nutzen, um 
     Start-ups und Innovationen gezielter zu fördern.“
   – Investitionen in Infrastruktur. Ein umfassender Entwicklungsplan
     für die Infrastruktur sollte sicherstellen, dass 
     Baden-Württemberg auch in Zukunft die besten Voraussetzungen für
     Unternehmen und Bürger bietet. „Ein Ziel mit hoher Priorität 
     wäre dabei der Ausbau der Breitband-Infrastruktur, um bis 2017 
     alle Haushalte mit einer Bandgeschwindigkeit von 50 Mbit pro 
     Sekunde zu versorgen“, so Lösch. Derzeit ist dieser Wert erst 
     für rund 75% der Haushalte erreicht. Dieser Ausbau würde etwa 1 
     Mrd. Euro in den nächsten vier Jahren erfordern. Weitere 
     Eckpunkte in der Investitionsplanung sollten nach Einschätzung 
     der Berater die Vorbereitung der Energienetze auf schwankende 
     Stromeinspeisungen durch erneuerbare Energien und die 
     Beschleunigung von Verkehrsprojekten sein.
   – Strategien im Wettbewerb um Fachkräfte. Um der sich 
     abzeichnenden Lücke an Fachkräften gegen zu wirken, sollte das 
     Land die Betreuungsangebote für Kinder ausbauen und Eltern 
     dadurch bessere Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familie und 
     Beruf zu ermöglichen. Während deutschlandweit für 24% der 
     Schulkinder eine Ganztagesbetreuung angeboten wird, sind es in 
     Baden-Württemberg nur 11%. Zudem besteht Verbesserungsbedarf in 
     der Schulbildung: Zurzeit landet jeder vierte Schulabgänger in 
     Baden-Württemberg in einem Übergangssystem, statt eine Lehre 
     oder ein Studium zu beginnen. Ein konzertiertes Anwerben 
     qualifizierter Fachkräfte aus anderen Bundesländern und dem 
     Ausland gehören ebenso zu den sinnvollen Maßnahmen gegen den 
     Fachkräftemangel wie eine stärkere Attraktivität des 
     Studienstandorts, vor allem durch wissenschaftliche Exzellenz.
   – Neue Wachstumsfelder. Unternehmen in Baden-Württemberg können 
     das Wachstum weiter ankurbeln, indem sie aussichtsreiche 
     Themenfelder besetzen. Im Maschinenbau gehören dazu etwa die so 
     genannten Embedded Systems (in Maschinen integrierte Computer), 
     die Ressourceneffizienz und die gezielte Fokussierung des 
     Exports auf schnell wachsende Schwellenländer wie zum Beispiel 
     Indien oder Brasilien. In der IT-Branche sind es darüber hinaus 
     die digitale Vernetzung und die IT-Sicherheit. In der 
     Automobilindustrie zählen neue Antriebsformen, die 
     Digitalisierung und ebenfalls das Geschäft in Schwellen¬ländern 
     zu den Zukunftsthemen. Und im Bereich Biotechnologie, Pharma und
     Medizintechnik lassen sich unter anderem durch stärkere 
     Entwicklungspartnerschaften und computergestützte 
     Behandlungsmethoden Wachstumsimpulse setzen.
McKinsey in Deutschland
   McKinsey & Company ist die in Deutschland und weltweit führende 
Unternehmensberatung für das Topmanagement. 28 der 30 DAX-Konzerne 
zählen aktuell zu den Klienten. In Deutschland und Österreich ist 
McKinsey mit Büros an den Standorten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am
Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart (seit 1986) und Wien aktiv, 
weltweit mit mehr als 100 Büros in 52 Ländern.
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