Baden-Württembergs Schulen auf dem Weg in die Mittelmäßigkeit / Gemeinsame Presseerklärung des DPhV und des VDR vom 3. April 2013

DPhV und VDR: Erfolgreiche Schularten nicht auf dem
Altar der Ideologie opfern!

Mit großer Sorge sehen die Verbandsvorsitzenden des Deutschen
Philologenverbandes (DPhV), Heinz-Peter Meidinger, und des Verbandes
Deutscher Realschullehrer (VDR), Jürgen Böhm, die schulpolitische
Entwicklung in Baden-Württemberg. Die von der dortigen
Landesregierung bereits ergriffenen oder geplanten
bildungspolitischen Maßnahmen würden nach Ansicht beider Verbände
nicht nur zu einer Zerstörung und inneren Aushöhlung erfolgreicher
Schularten wie der Realschule und des Gymnasiums führen, sondern
mittel- und langfristig zu einem gewaltigen Qualitäts- und
Niveauverlust.

Die Reformvorschläge der sogenannten Expertenkommission zur
Lehrerbildung unter Leitung der Berliner Grünen-Politikerin Volkholz,
so Böhm und Meidinger, seien ein beispielloser Versuch, durch die
Etablierung eines Einheitslehrers für die Mittel- und Oberstufe aller
Schulen Schulartprofile einzuebnen und damit auch die Stärken eines
differenzierten Schulwesens auszuhebeln. Das Ziel sei klar: Durch die
von der Landesregierung geförderte und bereits jetzt
ausstattungsmäßig bevorzugte Gemeinschaftsschule sollen Realschulen
und Gymnasien ausgetrocknet werden.

Jürgen Böhm betonte: „Die erfolgreiche Schulart Realschule war und
ist seit Jahrzehnten untrennbar mit der Stärke der Bildung in
Baden-Württemberg verbunden. Die Stärke des Südens der
Bundesrepublik in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht baut nicht
zuletzt auf die Erfolge der erfolgreichen Realschulabsolventen auf.
Über 400 Realschulen in Baden-Württemberg repräsentieren eine der
erfolgreichsten Schularten der letzten Jahre, die sich bei
Schülerinnen und Schülern, bei den Eltern und in der Wirtschaft
höchster Beliebtheit erfreut. Wer von der Realschule spricht, spricht
mit hohem Respekt von den Absolventinnen und Absolventen einer
hervorragend funktionierenden Schulart, die vielfaltige
Übergangs-möglichkeiten in anspruchsvolle Berufsfelder bis hin zum
Hochschulstudium nutzen können.“

Heinz-Peter Meidinger ergänzte: „Die Behauptung der
Expertenkomissionsvorsitzenden Volkholz, die neue
Einheitslehrerausbildung werde sich an gymnasialen Standards
orientieren, ist eine reine Augenwischerei. Im Grunde geht es darum,
die bisher in Baden-Württemberg hoch gehaltene Fachlichkeit der
gymnasialen Lehrerbildung auszuhebeln, um über kurz oder lang das
Gymnasium mit der Gemeinschaftsschule zu verschmelzen. Das ist keine
Unterstellung, sondern entspricht eins zu eins den
bildungspolitischen programmatischen Zielvorstellungen von Grün-Rot.“

Hinzu komme, so die Verbandschefs, dass durch die von der
Landesregierung geplante Streichung von über 11 000 Lehrerstellen
ausschließlich im Bereich der bisherigen Schularten in den nächsten
Jahren die Unterrichtsversorgung und die pädagogischen
Rahmen-bedingungen dort drastisch verschlechtert würden.
Baden-Württemberg drohe damit zu einem negativen Paradebeispiel dafür
zu werden, wie man innerhalb weniger Jahre eines der erfolgreichsten
Schulsysteme in Deutschland in den Graben fahren könne.

Beide Verbände kündigten im Vorfeld der Bundestagswahl eine
bundesweite Aufklärungskampagne über die fatalen Auswirkungen der in
Baden-Württemberg und einigen anderen Bundesländern betriebenen,
gegen Realschulen und Gymnasien gerichteten Bildungspolitik an.

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