Die Wahlen in Thailand haben an der verfahrenen 
Situation des Landes nichts geändert. Bereits vor dem Urnengang war 
klar, dass die Opposition die vorgezogenen Wahlen boykottieren, die 
Ausübung des Wahlrechts behindern und anschließend der Partei von 
Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra Wahlfälschung vorwerfen 
würde. Fast 50 Millionen Thais waren aufgerufen, ihre Stimme 
abzugeben. Doch trotz eines gewaltigen Aufgebots an 
Sicherheitskräften konnte in mehreren Provinzen nicht gewählt werden,
weil Demonstranten die Anlieferung von Wahlscheinen und Wahlurnen 
verhindert hatten oder, wenn ihnen das nicht gelungen war, den Zugang
zu den Wahllokalen blockierten. Auch in der Hauptstadt Bangkok 
blieben zahlreiche Wahllokale geschlossen und ein erheblicher Teil 
der Bürger wurde an der Ausübung des Wahlrechts gehindert. Weil nicht
genügend Abgeordnete gewählt werden konnten, kann das Parlament sich 
vorerst nicht konstituieren. Ende des Monats finden in den gestern 
blockierten Wahlbezirken Nachwahlen statt. Immerhin ist das ganz 
große Chaos ausgeblieben. Dennoch bleibt festzustellen: Thailand ist 
zwar eine Demokratie, aber diese Form der Organisation von Staat und 
Gesellschaft funktioniert dort nicht. Zumindest derzeit nicht, weil 
die Gesellschaft tief gespalten ist und die Wahlverlierer das 
Ergebnis demokratischer Wahlen nicht anerkennen. Im Kern fordert die 
Opposition die Abschaffung der Demokratie. Daran wird sich nichts 
ändern, wenn die Nachwahlen das Ergebnis komplettieren. Das Ergebnis 
ist absehbar. Weil sich die von der Mittel- und Oberschicht 
angeführte Opposition im Vergleich zur Landbevölkerung in der 
Minderheit befindet, hat sie an der Wahl nicht teilgenommen und damit
ein Ergebnis verursacht, das sie als nicht repräsentativ schmähen 
kann. Weil die Opposition der alten Eliten des Landes sich in einer 
Minderheit befindet, ist sie an Demokratie nicht interessiert. Die 
Opposition wünscht sich einen Putsch des Militärs. Wird der 
verweigert, soll ein Regierungsrat ohne demokratisches Mandat die 
Amtsgeschäfte des Landes besorgen. Insofern hat die Wahl überhaupt 
nichts gebracht. Die politische Entwicklung des Landes bleibt 
blockiert.
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