Badische Neueste Nachrichten: Empörung mit Verspätung Kommentat Von Karl Zawadzky

Köpfe sollen rollen, ob es der Wahrheitsfindung
und Aufklärung dient oder nicht. Was bringt es, den Chef des
Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke, in die Wüste zu schicken, wie das
von den Linken und den Grünen gefordert wird? Es wäre nach dem
unfreiwilligen Ausscheiden von Hans-Peter Friedrich (CSU) aus dem
Bundeskabinett ein Opfer, das diesmal der SPD zugerechnet werden
könnte – zwar nur ein wenig, aber immerhin. In der CSU grummelt es
noch immer, wenn auch mit abnehmender Intensität, während die
Empörung bei der Opposition im Bundestag mit einiger Verspätung Fahrt
aufnimmt. Wenn es darum geht, politisches Kapital aus der Affäre
Edathy zu schlagen, macht die Einsetzung eines parlamentarischen
Untersuchungsausschusses mehr Sinn als die Entlassung des BKA-Chefs,
zumal der in einem halben Jahr ohnehin altersbedingt seinen Sessel
räumt. Rechtsstaatliche Verfahren haben den Nachteil, dass sich
voreilige Schüsse aus der Hüfte verbieten. Dass bei den Auswertern
und Sachbearbeitern im Bundeskriminalamt beim Namen eines leitenden
Beamten der Groschen gleich gefallen ist, aber beim Namen Sebastian
Edathy nicht auf der Stelle alle roten Lampen zu leuchten begonnen
haben, ist zwar fatal, aber nicht wirklich überraschend.

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