Es gab Zeiten, da führte die erste Reise eines
Bundespräsidenten nach Frankreich: Demonstrativ sollte die Rolle der
deutsch-französischen Achse für Europa betont werden. Richard von
Weizsäcker machte sich genauso auf gen Paris wie Roman Herzog oder
Christian Wulff. Nur Horst Köhler setzte andere Prioritäten. Sein
erster Weg ins Ausland im neuen Amt führte ihn nach Warschau. Von
dort ging es dann allerdings sofort weiter nach Paris. Joachim Gauck
setzt neue Akzente. Schon vor seiner Wahl zum Bundespräsidenten hatte
er angekündigt, er würde ebenfalls zuerst die Nachbarn im Osten
besuchen. Ohne die Solidarnosc-Bewegung in Polen hätte es den Umbruch
in den Staaten des Warschauer Pakts nicht gegeben. Ohne Lech Walesa
und ohne den Papst aus Polen im Vatikan hätte die Weltgeschichte
einen anderen Verlauf genommen. Kein Wunder, dass der einstige
Pfarrer und Bürgerrechtler aus der DDR den Freunden in Polen die Ehre
erweist. Sein Schicksal ist eng verbunden mit dem Umbruch im Osten.
Ohne das Beispiel der Polen, die mit ihrem friedlichen Widerstand das
kommunistische Regime in die Knie zwangen, hätte es die
Montagsdemonstrationen in der DDR wohl kaum gegeben. Frankreich
sollte sich nicht zurückgesetzt fühlen. Niemand in Berlin zweifelt an
der Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft. Aber das
vereinte Europa ist größer geworden. Neben der West- gibt es auch
eine Ost-Orientierung.
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