Nein, der Schock von Newtown hat seine Wirkung
noch nicht verloren. Ohne das unbegreifliche Verbrechen, das Massaker
an zwanzig Erstklässlern, würde heute keiner von schärferen
Waffengesetzen reden. So aber nimmt Barack Obama in Angriff, was der
gesunde Menschenverstand jedem Politiker in Washington diktieren
sollte. Niemand kann vernünftig begründen, wozu Amerikaner
halbautomatische Sturmgewehre brauchen, wie ihre Soldaten sie bei
sich tragen, wenn sie in Afghanistan Patrouille fahren. Im Namen der
Freiheit? Freie Waffen für freie Bürger: Das Argument,
gebetsmühlenartig vorgetragen von der Flintenlobby, ist nichts weiter
als eine hohle Phrase. Sicher, kein Gesetz schützt vor dem Amoklauf
eines Kranken. Kein Mediziner kann vorhersagen, ob aus den
Mordfantasien eines Patienten bittere Wirklichkeit wird. Adam Lanza,
der Täter von Newtown, wäre gar nicht erfasst worden von einem
Frühwarnsystem, wie es jetzt zur Debatte steht, denn er ließ sich in
keiner Psychologenpraxis behandeln. Außer Zweifel steht allerdings
eines: Die Leichtigkeit, mit der man in den Vereinigten Staaten
Schusswaffen erwerben kann, hat das Problem noch verschärft. Dort
setzt Obama nun an, mit einer Reform der kleinen Schritte. Ein
Jahrhundertwerk wird es nicht werden, vielleicht aber eine Umkehr des
Trends. Angesichts der politischen Realitäten wäre schon das ein
Fortschritt. Denn manche Republikaner sehen in jeder Initiative des
Präsidenten, gegen alle Fakten zum Sozialisten verbrämt, einen
Angriff auf amerikanische Grundwerte. Die Waffenlobby hat keineswegs
an Einfluss verloren. Es bleibt unklar, ob der Kongress in der Lage
ist, über den eigenen Schatten zu springen. Es liegt ein hartes Stück
Arbeit vor Obama.
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