Mitt Romney wandelt außenpolitisch auf den 
Spuren George W. Bushs. Der republikanische Präsidentschaftskandidat 
umgibt sich nicht nur mit Beratern, die dem Texaner im Weißen Haus 
zur Seite standen. Er käut auch deren neokonservative Ideologie 
wieder. In einer Grundsatzrede vor Aufbruch auf die Drei-Länder-Reise
durch England, Israel und Polen klang er denn auch ganz nach dem 
Cowboy-Präsidenten, dessen Alleingang in Irak, den USA weltweit 
Ansehen gekostet hat. Romney schwadronierte wie dieser über die 
Einzigartigkeit Amerikas und zelebrierte ein Ideal amerikanischer 
Macht, das mit den Realitäten des 21. Jahrhunderts nicht mehr viel zu
tun hat. Ganz vage blieb der Kandidat bei seinen Alternativen zu 
Obamas Außenpolitik. Zum Beispiel der Atomstreit mit Iran. Dort 
fordert der Republikaner exakt das, was unter dem Präsidenten schon 
längst offizielle US-Politik ist: Sanktionen mit Biss und Androhung 
von Gewalt. Wenn Romney suggerieren will, dass er militärisch 
schneller zur Tat schreiten würde, sollte er es sagen. Es wäre doch 
wichtig zu wissen, wie locker der Colt im Gürtel des Kandidaten 
sitzt. Oder Afghanistan. Plötzlich ist Romney auch für den 
Rückzugszeitplan, auf den sich die Nato verständigt hat. Warum muss 
er dann noch einmal seine Generäle dazu befragen? Als ob Obama dies 
nicht getan hätte. Ziemlich unausgegoren, wie die früher einmal 
formulierte These, dass Russland der „strategische Gegenspieler 
Nummer Eins“ sei. Dies löste im realpolitischen Lager seiner eigenen 
Partei Kopfschütteln und die Frage aus, ob der Kandidat den „Kalten 
Krieg“ im Kopf schon überwunden habe. Romney gab den Medien eine 
Steilvorlage, ihn unterwegs nach den Details seiner Weltsicht zu 
befragen. Daheim watschte ihn die New York Times kräftig ab. Was er 
den Wählern an amerikanischer Sicherheitspolitik anzubieten habe sei 
weder beeindruckend noch überzeugend. So ähnlich urteilten die Medien
im Jahr 2000 vor der Wahl George W. Bushs ins Weiße Haus. Bleibt zu 
hoffen, dass die Amerikaner diesmal an der Urne zu einem anderen 
Ergebnis kommen. Die Rückkehr zu dem idealistischen Impuls Bushs wäre
brandgefährlich. Für dessen Fehler zahlen die USA heute noch einen 
hohen Preis.
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