PwC Strategy&-Analyse zeigt: Basel IV-Entscheidung
führt zu RWA-Anstieg von 13-22% bei europäischen Banken / Deutsche
Banken überdurchschnittlich stark betroffen
Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht, dem 27 Länder angehören,
hat gestern die endgültigen Neuregelungen nach „Basel IV“ für die
Ermittlung risikogewichteter Aktiva (RWA) veröffentlicht. Laut einer
Analyse von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, beläuft sich
der RWA-Anstieg für 132 untersuchte europäische Banken* unter
Anwendung der Reformpläne auf 13 bis 22 Prozent für die bedeutendsten
regulatorischen Risikotypen wie Kredit-, Markt- und operationelles
Risiko, Kontrahenten-Kreditrisiko sowie
Credit-Value-Adjustment-Risiko.
Die Neuregelung wurde bereits mehrfach verschoben. Der kritischste
Diskussionspunkt war die Höhe eines möglichen Capital-Floors,
basierend auf dem überarbeiteten Standardansatz für Kreditrisiken.
Der geplante Capital-Floor von 72,5% begrenzt die Sensitivität der
Kapitalanforderung auf das Risiko einer Bank. Vor allem Banken mit
einem qualitativ hochwertigen Kreditbuch fürchten den Capital-Floor,
da die sich erhöhenden Risikogewichte gleichzeitig einen höheren
Kapitalbedarf mit sich bringen. Das spiegelt sich auch in einem
deutlichen Nord-Süd-Gefälle wider – Banken in den skandinavischen
Ländern, den Niederlanden und Deutschland sind müssen von einem
deutlich höheren Anstieg der Risikoaktiva ausgehen als Banken in
Südeuropa.
Insgesamt ist basierend auf der Analyse von Strategy& davon
auszugehen, dass die regulatorischen Mindestkapitalanforderungen um
über 400 Mrd. Euro steigen würden. Für einige Institute würde das
nach ersten Berechnungen der European Banking Authority (EBA) auch
einen Kapitalbedarf von 39.7 Mrd. Euro mit sich bringen. Nach
Einschätzung von Dr. Philipp Wackerbeck, Partner und Leiter Financial
Services bei Strategy&, wären sie im internationalen Vergleich
besonders stark betroffen. „Europäische Banken weisen unter anderem
aufgrund der intensiven Anwendung interner Risikomodelle bislang etwa
nur die Hälfte des durchschnittlichen Risikogewichts ihrer
amerikanischen Wettbewerber auf. Die Konsequenzen von „Basel IV“
werden in Europa deshalb besonders schmerzhaft sein. Zudem werden
Großbanken wegen ihrer breiten Anwendung interner Modelle in hohem
Maße belastet sein“, kommentiert Wackerbeck.
Für die in der Strategy& Studie untersuchen 19 deutschen Banken
könnte es selbst im vorteilhaften Szenario zu einem Anstieg der
Risikoaktiva um im Durchschnitt 18% kommen, wobei die Banken abhängig
vom Geschäftsmodell, Portfoliokomposition und der Anwendung interner
Modelle unterschiedlich stark betroffen sind.
„Der Anstieg der RWA ist signifikant und trifft viele Banken in
Europa in Zeiten strukturell niedriger Profitabilität. Viele Banken
verdienen bereits jetzt ihre Kapitalkosten nicht, Basel IV wird den
Druck auf unprofitable Geschäftsmodelle folglich weiter erhöhen“, so
Wackerbeck.
Auch wenn die neuen Regeln erst bis 2027 vollständig umgesetzt
werden müssen, empfiehlt Wackerbeck den Banken mit signifikantem
RWA-Anstieg schnell zu handeln und die notwendigen Anpassungen der
Unternehmensstrategie und am Geschäftsmodell zügig in Angriff zu
nehmen, damit die Maßnahmen auch rechtzeitig Wirkung zeigen können.
*Methodik
Im Rahmen der Analyse wurden die 132 Banken, die 2017 an der
Transparency Exercise der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA)
teilgenommen haben, untersucht. Die Berechnungen basieren auf den
Daten der Banken für das erste Halbjahr 2017.
Pressekontakt:
Annabelle Kliesing
Senior PR Lead
PwC Strategy& (Germany) GmbH
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