BDIU kritisiert Onlinetool Inkasso-Check: „Teure Irreführung der Verbraucher, finanziert vom Steuerzahler“

Ein Interview mit Kay Uwe Berg,
Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen
e.V. (BDIU), Berlin.

Die Verbraucherzentralen bieten ein Onlinetool an, das die
Berechtigung von Inkassoforderungen überprüfen soll. Gefördert wird
es mit Mitteln aus dem Bundesministerium der Justiz und für
Verbraucherschutz. Hält das Tool, was es verspricht?

KAY UWE BERG: Ganz klar: Nein! Dieser angebliche „Inkasso-Check“
ist datenschutzrechtlich miserabel umgesetzt und wettbewerbsrechtlich
angreifbar. Vor allem aber liefert er Verbrauchern auf Knopfdruck
einen falschen Rechtsrat, indem er ihnen regelmäßig empfiehlt, auch
bei völlig berechtigten Forderungen Widerspruch einzulegen. Dadurch
werden Mahnbescheide und Zahlungsklagen provoziert, Gläubiger müssen
noch länger auf das ihnen zustehende Geld warten, Schuldner einen
noch höheren Verzugsschaden tragen. Hier werden Verbraucher mit dem
Geld und der Billigung des eigentlich für ihren Schutz zuständigen
Ministeriums skandalös in die Irre geführt. Natürlich sollen
Verbraucher Mahnschreiben prüfen, bevor sie zahlen. Leider gibt es
viele Betrüger, die unter dem Deckmantel „Inkasso“ abzocken und aus
der Luft gegriffene Forderungen verschicken. Fake-Inkasso ist ein
Riesenproblem: Jedes zehnte BDIU-Mitglied musste schon mal die
unangenehme Erfahrung machen, dass sein Logo oder seine Mail-Adresse
für falsche Forderungen missbraucht wurden. Es mangelt nach wie vor
an einer bundesweit funktionierenden Aufsicht über
Inkassounternehmen. Wir fordern schon seit Jahren, dass die
Strukturen der Inkassoaufsicht gestrafft und die Behörden sowohl
personell als auch finanziell besser ausgestattet werden müssen. Wir
begrüßen, dass das Bundesministerium sich dieser Forderung nun
anschließt, das ist wirklich an der Zeit.

Die Verbraucherzentrale fordert, dass bei Forderungen bis 500 Euro
nur 15 Euro Inkassokosten geltend gemacht werden dürfen. Was sagen
Sie dazu?

BERG: Inkasso ist eine komplexe Rechtsdienstleistung: Bis eine
Forderung tatsächlich bezahlt ist, der Gläubiger also den fairen Lohn
für seine Leistung erhält, sind oft viele zeit-, personal- und
IT-aufwendige Schritte notwendig. In manchen Fällen dauert das Jahre.
Aus einer Studie der Universität St. Gallen geht hervor, dass ein
kleiner oder mittelständischer Gläubiger im Durchschnitt fast vier
Stunden braucht, um eine Forderung zu realisieren – das bedeutet in
jedem Fall mindestens 250 Euro Arbeitsaufwand. Diese Kosten erspart
ihm ein Inkassounternehmen. Um es ganz klar zu sagen: Bei nur 15 Euro
wäre Inkasso in den allermeisten Fällen unwirtschaftlich. Die
Alternative ist, die Forderung gleich über den Klageweg geltend zu
machen. Das allerdings ist vor allem für die betroffenen Schuldner,
die den Verzugsschaden ersetzen müssen, erheblich teurer. Und wäre
für die nach eigenem Bekunden ohnehin überlastete Ziviljustiz kaum in
einer Weise zu leisten, die dem Recht des Gläubigers auf Zahlung in
einem akzeptablen Zeitraum Geltung verleihen könnte. Und wir sollten
auch Ursache und Wirkung nicht durcheinander bringen: Am Beginn jedes
Inkassomandats steht ein Schuldner, der trotz Fälligkeit und Mahnung
nicht zahlt, und dadurch einen Schaden verursacht, den er ersetzen
muss. Wenn das nicht geschieht, bleiben eigentlich nur Verlierer
zurück. Alle leiden: Die Gläubiger, alle pünktlich zahlenden
Verbraucher, die Wirtschaft insgesamt, aber auch das Vertrauen in das
Funktionieren des Rechtsstaats wird beschädigt.

Wie viele Beschwerden über Inkassounternehmen gibt es?

BERG: Verschwindend wenige. Pro Jahr bearbeiten Inkassounternehmen
deutlich mehr als 20 Millionen neue Forderungen. Im gleichen Zeitraum
gehen in der Beschwerdestelle des BDIU (zu erreichen über
www.inkasso.de) lediglich zwischen 500 und 600 Monierungen durch
Verbraucher ein. Das entspricht 0,0025 Prozent bzw. umgekehrt
mindestens 99,9975 Prozent Inkassomandaten, die komplett
beanstandungsfrei laufen.

Mehr Informationen auf einer Pressekonferenz des BDIU am 22.11. in
Berlin: http://ots.de/Dgt3Wj

Pressekontakt:
BDIU e.V.
Pressesprecher: Marco Weber
marco.weber@inkasso.de
030 206073640

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