Was irritiert, sind die hohen Kosten für die 
Sanierung der „Gorch Fock“, ihr unvermittelter, exorbitanter Anstieg.
Wenn sie denn ihr ganzer Stolz ist, hätte die Marine das Schiff auch 
so behandeln müssen, nämlich hegen und pflegen, statt es 
jahrzehntelang nur oberflächlich in Schuss zu halten. Das musste sich
irgendwann rächen.
   Der politischen Führung wurde das Ausmaß der Missmanagements 
verschleiert. Schaurig faszinierend ist daran, dass die Methode 
nahezu immer Erfolg hat. Gelernt ist gelernt. Da fast 70 Millionen 
Euro ausgegeben sind, bleiben Verteidigungsministerin Ursula von der 
Leyen (CDU) und dem Parlament kaum etwas anderes übrig, als weiter 
werkeln zu lassen. Es gibt nur schlechte Optionen. Hier greift die 
gleiche Augen-zu-und-durch-Logik, die man vom BER oder der 
Elbphilharmonie kennt.
   Man sollte den Großsegler zu Ende bauen, aber prüfen, ob eine 
Grundausbildung nach alter Art noch zeitgemäß ist. Es ist ein 
bisschen so, als würde die Luftwaffe ihre Tornado-Piloten zur 
Einstimmung auf alten Ju-Maschinen fliegen lassen. Die Ausbildung 
sollte in modernen Schiffen stattfinden, die „Gorch Fock“ kann man 
sich zu Repräsentationszwecken leisten, zur Traditionspflege.
   Natürlich trägt von der Leyen die Verantwortung. In der Politik 
hat die Personalisierung Methode. Von der Leyen hat allerdings mehr 
als ihre Vorgänger auf eine rigide Kostenkontrolle geachtet. Das 
führte dazu, dass Dinge auf den Tisch kommen, die früher leichter 
unter denselben gefallen wären. Anfangs wurde es ihr mal als 
Gestaltungsehrgeiz, mal als Profilneurose ausgelegt. Die Pannen hören
nicht auf. Nun fallen sie auf die Ministerin zurück. So wird sie zum 
Opfer ihres eigenen Führungsstils.
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