Kurzform: Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD)
will im ehemaligen DDR-Polizeigefängnis Keibelstraße dieses Jahr
einen „außerschulischen Lernort“ für Schülergruppen eröffnen. Man
scheint aber zu fürchten, das Gefängnis selber werde nicht genügend
Wirkung zeigen. Also arbeitet man in den Zellen mit viel Multimedia.
Die Folge: Bei der Herrichtung des Lernortes wurde allerlei Unsinn
eingebaut, ohne Rücksicht auf den alten Baubestand. Moderne
Steckdosen, klobige Lampen, die Leitungen alle über Putz. Die
Anforderungen des Brandschutzes taten ihr Übriges. Für die Aura des
Ortes eine Katastrophe. Berlin ist dabei, eine riesige Chance zu
verspielen. Einen Ort wie diesen gibt es kein zweites Mal. Er muss
behutsam saniert werden – und zwar in seiner Gänze. Betreut von einem
Team, das mit solchen sensiblen Bauten vertraut ist. Und dann allen
zugänglich gemacht werden. Nicht nur Schülern, sondern auch
Touristen. Und den Berlinern.
Der vollständige Kommentar: Wie stellt man Geschichte dar? Am
besten am authentischen Ort. Das gilt auch für DDR-Geschichte. Man
würde glauben, in Berlin gibt es davon ja genügend. Aber wenn man
genau hinschaut, herrscht an zentralen Erinnerungsorten eine große
Künstlichkeit. Die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße
steht zwar am richtigen Ort, die ausgestellte Mauer dort ist aber
eine sonderbare Mischung aus Authentizität und Kunst. Und der
Checkpoint Charlie? Die Touristen irren weiterhin verwirrt herum
zwischen Inszenierung und Budenirrsinn. Nix mehr echt hier. Dabei
hätte Berlin einen „echten“ Ort – und der liegt ganz zentral am
Alexanderplatz: das ehemalige Polizeigefängnis Keibelstraße. Jeder in
Ost-Berlin kannte und fürchtete es. Im zentralen
Untersuchungsgefängnis der Volkspolizei saßen kurzzeitig auch viele
Prominente ein, von Wolf Biermann, über Achim Menzel bis Norbert
Bisky. Eine Haftanstalt mit beeindruckender Architektur. Wie aus
einem Knastfilm. Lange lag der Ort im Dämmerschlaf, nun will
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) dieses Jahr hier einen
„außerschulischen Lernort“ für Schülergruppen im ersten Stock
eröffnen. Man scheint aber zu fürchten, das Gefängnis selber werde
nicht genügend Wirkung zeigen. Also arbeitet man in den Zellen mit
viel Multimedia. Die Folge: Bei der Herrichtung des Lernortes wurde
allerlei Unsinn eingebaut, ohne Rücksicht auf den alten Baubestand.
Moderne Steckdosen, klobige Lampen, die Leitungen alle über Putz. Die
Anforderungen des Brandschutzes taten ihr Übriges. Für die Aura des
Ortes eine Katastrophe. Berlin ist dabei, eine riesige Chance zu
verspielen. Einen Ort wie diesen gibt es kein zweites Mal. Er muss
behutsam saniert werden – und zwar in seiner Gänze. Betreut von einem
Team, das mit solchen sensiblen Bauten vertraut ist. Und dann allen
zugänglich gemacht werden. Nicht nur Schülern, sondern auch
Touristen. Und den Berlinern.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 – 878
bmcvd@morgenpost.de
Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell