Kurzform: Katholische wie evangelische Amtskirche
in Deutschland haben dieses heikle Thema lange gleichsam mit spitzen
Fingern angefasst. Anfeindungen und Übergriffe gegen christliche
Flüchtlinge in Sammelunterkünften werteten sie als Einzelfälle, nicht
als ein systematisches Problem. Die neuen von der Organisation Open
Doors vorgelegten Zahlen sprechen da eine andere Sprache. Sie sind
als Warnung zu nehmen. Sollte ausgerechnet unsere immer säkularer
ausgerichtete Gesellschaft zum Schauplatz zunehmender Gewalt durch
religiöse Fanatiker werden, wäre das fatal. Gewalt, aber auch
Drangsalierung oder Ausgrenzung aus religiösen Motiven muss ein
Riegel vorgeschoben werden. Dazu muss das Problem zunächst einmal
beim Namen genannt werden. Und dabei ist es im Übrigen völlig egal,
ob sich die Gewalt gegen Christen, Juden, Muslime oder eine andere
Glaubensgruppe richtet.
vollständiger Leitartikel: Hand aufs Herz: Hätten Sie–s gewusst?
Heute ist Mariä Lichtmess. Am 2. Februar wurden früher in den Kirchen
und in vielen Privathäusern Krippen und Christbäume abgebaut – die
Weihnachtszeit war beendet. Heute ist Mariä Lichtmess aus dem Alltag
der Menschen fast komplett verschwunden, selbst in manchen Kirchen
wird das Fest, das an die „Darstellung des Herrn“ im Tempel erinnert,
nicht mehr gefeiert. Der vergessene Feiertag steht exemplarisch für
das Verschwinden des christlichen Glaubens aus dem Alltag. Jeder
Zweite weiß nicht mehr, was an Pfingsten gefeiert wird. In einer
Stadt wie Berlin sind noch gerade einmal 25 Prozent der Menschen
Kirchenmitglied. Weihnachtszeit ist vor allem Shoppingzeit. Kirche –
war da was? Angesichts dieser sich seit Jahrzehnten abzeichnenden
Entwicklung klingt es beinahe seltsam, wenn von einer steigenden Zahl
von Fällen religiös motivierter Gewalt gegen Christen in Deutschland
zu berichten ist. Rund hundert Straftaten im vergangenen Jahr,
darunter ein Mord und mehrere Körperverletzungen, listet die
Statistik des Bundeskriminalamts auf. Folgt der Gleichgültigkeit
gegenüber dem Glauben nun die Ausgrenzung von Gläubigen? Auch wenn
jeder einzelne Fall von religiös motivierter Gewalt ein Fall zu viel
ist – die Zahlen aus Deutschland sind verschwindend gering verglichen
mit den Zahlen in anderen Ländern. Die Hilfsorganisation Open Doors
listete kürzlich rund 50 Staaten auf, in denen insgesamt etwa 200
Millionen Christen weltweit in hohem Maße verfolgt werden. Die
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Katholische
Bischofskonferenz (DBK) warnten im vorigen Dezember in einem
gemeinsamen „Ökumenischen Bericht“ zur Religionsfreiheit vor
„christenfreien Zonen“ selbst in so urchristlichen Ländern wie Israel
und Palästina. In dem Papier heißt es zudem mahnend, dass gerade auch
Konvertiten dem Risiko ausgesetzt sind, Opfer religiös motivierter
Gewalt zu werden. Vielerorts werde deshalb gerade der Glaubenswechsel
zur „Nagelprobe der Religionsfreiheit“. Und dieses Problem, so
scheint es, rückt auch in Deutschland immer mehr in den Fokus.
Hunderte zugewanderte muslimische Flüchtlinge sind in den vergangenen
Jahren zum christlichen Glauben übergetreten – sei es aus
Überzeugung, sei es, weil sie sich so bessere Chancen auf einen
dauerhaften Aufenthalt in Deutschland ausrechnen. Weil aber in
manchen islamisch geprägten Ländern jeglicher Glaubenswechsel streng
verboten ist, ziehen sich die Konvertiten schnell den Zorn
muslimischer Fundamentalisten zu. Das kann lebensgefährlich werden.
Katholische wie evangelische Amtskirche in Deutschland haben dieses
heikle Thema lange gleichsam mit spitzen Fingern angefasst.
Anfeindungen und Übergriffe gegen christliche Flüchtlinge in
Sammelunterkünften werteten sie als Einzelfälle, nicht als ein
systematisches Problem. Die neuen von der Organisation Open Doors
vorgelegten Zahlen sprechen da eine andere Sprache. Sie sind als
Warnung zu nehmen. Sollte ausgerechnet unsere immer säkularer
ausgerichtete Gesellschaft zum Schauplatz zunehmender Gewalt durch
religiöse Fanatiker werden, wäre das fatal. Gewalt, aber auch
Drangsalierung oder Ausgrenzung aus religiösen Motiven muss ein
Riegel vorgeschoben werden. Dazu muss das Problem zunächst einmal
beim Namen genannt werden. Und dabei ist es im Übrigen völlig egal,
ob sich die Gewalt gegen Christen, Juden, Muslime oder eine andere
Glaubensgruppe richtet.
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