Kriminelle Energie kann immer und überall wirken,
darum ist Korruption nicht auszuschließen. Genauso wahr ist jedoch,
dass die Verhältnisse am Berliner Pannen-Flughafen BER solch ein
Verhalten begünstigen. Der Fall des wegen Korruptionsverdachts
suspendierten Technikchefs Jochen Großmann wirft ein Schlaglicht auf
die strukturellen Schwächen der Flughafengesellschaft und des
BER-Projektes. Die bestehen unabhängig davon, ob die neu eingesetzte
Taskforce weitere Unregelmäßigkeiten aufspürt oder nicht.
Schon lange fehlt es im Unternehmen an fachlichem Know-how. Der
Aufsichtsrat mit Klaus Wowereit an der Spitze dachte wohl, ein
Flughafenbetreiber könne so ein Milliardenvorhaben nebenbei stemmen.
An Management-Kapazität wurde gespart. Technische und planerische
Aufgaben wurden an Berater vergeben, die nach Tagessätzen bezahlt
werden. Frisch angeheuerte externe Experten erlangen trotz Mangels an
interner Sachkunde Verantwortung. Technikchef Großmann war erst
wenige Monate an Bord, als er nach Erkenntnissen der
Staatsanwaltschaft versuchte, für sich bei der Vergabe von Aufträgen
Geld herauszuholen. Das schien leicht möglich. Der Flughafen war von
seinem Wissen über die „Monster“-Entrauchungsanlage abhängig.
Die Flughafengesellschaft versucht, den BER zu retten. Aber einen
technischen Vorstand, der für Ingenieure und Planer ein fachlich
ebenbürtiges Gegenüber sein könnte, gibt es immer noch nicht. Nach
der gescheiterten BER-Eröffnung 2012 wurden mangelndes Controlling
und eine zu kleine Geschäftsführung als Hauptprobleme definiert.
Daran hat sich nichts geändert. Stattdessen hat mit Flughafenchef
Hartmut Mehdorn die Alleinherrschaft am BER neue Dimensionen
erreicht. Wie riskant es ist, auf Retter statt auf Teamwork zu
setzen, zeigt der Fall des Technikchefs deutlich.
Manchen Politikern ist Mehdorns Machtfülle inzwischen nicht mehr
geheuer. Deswegen fordert der Bund weitere Kontrolleure, die an
Mehdorn vorbei an den Aufsichtsrat berichten. Solche Fachleute hätte
es schon gebraucht, als die Flughafenchefs die Lage schön redeten.
Auch wenn Wowereit das anders sieht: Externe Experten als Helfer der
Aufsichtsräte machen Sinn, aber ein Unternehmen darf sich nicht von
Beratern abhängig machen.
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