BERLINER MORGENPOST: E-Autos sind noch exotisch / Kommentar von Thomas Fülling zu Elektroautos

Kurzform: Mit seinem jetzt aufgelegten
Förderprogramm macht der Berliner Senat einen Schritt in die richtige
Richtung. Denn es richtet sich an Gewerbetreibende wie Handwerker,
Fahrlehrer, Taxibetriebe oder Hauspflegedienste. Die legen nicht nur
sehr viel mehr Kilometer mit dem Auto in der Stadt zurück, sie sind
auch darauf angewiesen. Der Umstieg auf Bus oder Bahn ist etwa für
eine Altenpflegerin keine ernst zu nehmende Empfehlung. Zudem ist es
dem Senat als erster Landesregierung gelungen, dass die Subventionen
von Bund und vom Land gleichzeitig in Anspruch genommen werden
dürfen. Bis zu 9500 Euro kommen im günstigsten Fall für den
Autokäufer zusammen, damit könnte sich die Anschaffung für
Unternehmen wirtschaftlich durchaus rechnen.

Der vollständige Kommentar: Eine Million Elektroautos sollen 2020
auf Deutschlands Straßen fahren. Zwei Jahre vor Fristende ist die
Bundesregierung von diesem 2008 vollmundig ausgerufenen Ziel noch
Lichtjahre entfernt. Und auch in Berlin, nach dem erklärten Willen
des Senats ein „Schaufenster für Elektromobilität“, sind rein
elektrisch angetriebene Fahrzeuge bis heute Exoten. Nicht einmal 0,3
Prozent der in der Hauptstadt zugelassenen Pkw sind mit
umweltfreundlichen Antrieben – egal ob Elektro oder Hybrid –
unterwegs. Die Gründe dafür sind simpel: Bis heute liegen die
Kaufpreise für Elektro-Pkw empfindlich über denen für gleich große
Autos mit herkömmlichen Verbrennermotoren. Hinzu kommen die noch viel
zu geringen Reichweiten. Trotz aller Warnungen vor der großen
Klima-Katastrophe: Elektroautos sind bislang keine echte Empfehlung
für den Alltag, erst recht nicht für die vielen Berliner, die genau
aufs Geld schauen müssen. Ohne finanzielle Anreize wird es also nicht
gehen. Mit seinem jetzt aufgelegten Förderprogramm macht der Berliner
Senat dabei einen Schritt in die richtige Richtung. Denn es richtet
sich nicht an Privatnutzer, sondern an Gewerbetreibende wie
Handwerker, Fahrlehrer, Taxibetriebe oder Hauspflegedienste. Die
legen nicht nur sehr viel mehr Kilometer mit dem Auto in der Stadt
zurück, sie sind auch darauf angewiesen. Der Umstieg auf Bus oder
Bahn ist etwa für eine Altenpflegerin keine ernst zu nehmende
Empfehlung. Zudem ist es dem Senat als erster Landesregierung
gelungen, dass die Subventionen von Bund und vom Land gleichzeitig in
Anspruch genommen werden dürfen. Bis zu 9500 Euro kommen im
günstigsten Fall für den Autokäufer zusammen, damit könnte sich die
Anschaffung für Unternehmen wirtschaftlich durchaus rechnen. Nun
kommt es allerdings darauf an, dass der Senat deutlich mehr für den
Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur macht. Denn die
steckt selbst in der „Schaufensterstadt für Elektromobilität“ noch in
den Kinderschuhen.

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