BERLINER MORGENPOST: Fünf vor zwölf für Europa / Leitartikel von Michael Backfisch

Der Stoßseufzer von EU-Kommissionspräsident
Jean-Claude Juncker sagt alles über Europas Dilemma: „Wir waren lange
Zeit nicht weltpolitikfähig. Die Umstände bringen es mit sich, dass
wir uns um Weltpolitikfähigkeit bemühen müssen.“ Die „Umstände“ sind
vielfältig: Da ist zum einen der Rückzug Amerikas als Ordnungsmacht.
Hinzu kommt, dass neue weltpolitische Spieler in die Lücke stoßen,
die Amerika hinterlässt. Russland mit seiner von Oligarchen
durchzogenen Vetternwirtschaft ist das Gegenteil von dem, was die EU
auf der Basis westlicher Wert propagiert. Auch China bietet keinen
Hoffnungsanker. Vor diesem Hintergrund sind die Rufe nach einem
stärkeren Europa berechtigt. Das Problem besteht nur darin, dass alle
Appelle reinem Wunschdenken entspringen. In Wahrheit ist die EU tief
gespalten.

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