BERLINER MORGENPOST: Gefühlte Unsicherheit / Kommentar von Martin Nejezchleba zu S-Bahn-Wachen

Kurzform: Für viele Berliner ist die S-Bahn zu
einem Angsttraum geworden. Und genau aus diesem Grund sind
S-Bahn-Wachen eine gute Investition, ist es zu begrüßen, dass das
bundeseigene Unternehmen am Ostkreuz nun die dritte Wache eröffnet
hat, zwei weitere folgen sollen, Geld in mobiles Sicherheitspersonal
gesteckt wird. Denn alleine die Präsenz von Schutzfrauen, -männern
und -hunden gibt dem Fahrgast das Gefühl: Ich bin nicht alleine hier.
Dass das Sicherheitspersonal bislang vor allem gegen Raucher auf
Bahnsteigen vorgeht – geschenkt. Das Sicherheitsgefühl ist eben
subjektiv.

Der vollständige Kommentar: Die Berliner S-Bahnhöfe sind
Deutschland im Kleinformat. Mit Blick auf die Sicherheitsdebatte kann
man das so sehen. Denn wie überall im Land entfernt sich das Gefühl
der Menschen auch auf den Bahnsteigen von der Realität.
Kriminalitätsstatistiken belegen: Der Berliner Nahverkehr ist
sicherer geworden, die Zahl der Straftaten rückläufig. Laut
Bundespolizei gab es im vergangenen Jahr rund 18.300 Fälle von
Kriminalität in Regionalzügen, S-Bahnen und Stationen – 18 Prozent
weniger als 2016. Das Gefühl allerdings ist ein anderes. Die Menschen
in Deutschland fühlen sich zunehmend unsicher – auch auf Berliner
Bahnhöfen ist das so. Dafür gibt es Erklärungsansätze. So ist die
Gesamtzahl der Straftaten zwar rückgängig, die BVG aber zum Beispiel
verzeichnet einen Anstieg von Gewaltdelikten. Wenn sich Menschen in
Bahnhöfen prügeln, erfahren die Bürger das eher, als wenn das gleiche
in einem Hinterhof geschieht. Denn dort patrouilliert keine
Bundespolizei, gibt keine Pressemitteilungen heraus. Und: Brutale
Übergriffe an Bahnhöfen haben jüngst für Schlagzeilen gesorgt. Nur
drei Beispiele: der U-Bahn-Schubser von Neukölln, der Brandanschlag
auf Obdachlose in Schöneweide und Messerstiche gegen Touristen in der
Ringbahn. Für viele Berliner ist die S-Bahn zu einem Angsttraum
geworden. Und genau aus diesem Grund sind S-Bahn-Wachen eine gute
Investition, ist es zu begrüßen, dass das bundeseigene Unternehmen am
Ostkreuz nun die dritte Wache eröffnet hat, zwei weitere folgen
sollen, Geld in mobiles Sicherheitspersonal gesteckt wird. Denn
alleine die Präsenz von Schutzfrauen, -männern und -hunden gibt dem
Fahrgast das Gefühl: Ich bin nicht alleine hier. Dass das
Sicherheitspersonal bislang vor allem gegen Raucher auf Bahnsteigen
vorgeht – geschenkt. Das Sicherheitsgefühl ist eben subjektiv.

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