Wenn irgendetwas nicht gut läuft, rufen viele Leute
häufig zuerst nach mehr Geld. So müsste das Problem doch in den Griff
zu bekommen sein. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) verfiel
am Montag in dieses Muster. Um der Ausbildung wieder mehr
Attraktivität zu verleihen, sollte doch das Gehalt der Azubis im
ersten Ausbildungsjahr bei mindestens 635 Euro im Monat liegen,
schlug der DGB vor.
Freilich mag das Geld für einige Bewerber zusätzliche Motivation
sein. Allerdings stehen für junge Menschen bei der eigenen
Lebensplanung in erster Linie die Perspektiven im Vordergrund. Dass
Geld dabei nicht die erste Geige spielt, zeigt der Blick an die
Universitäten: Die Zahl der Studenten, die – natürlich unentgeltlich
– die Hörsaalbänke drücken, steigt seit Jahren.
Natürlich wird sich nicht jeder Abiturient von einem
Ausbildungsberuf überzeugen lassen. Den Betrieben muss es künftig
aber stärker gelingen, in die Köpfe der jungen Menschen vorzudringen.
Auch die Politik ist gefragt, Berufsorientierung noch breiter als
bislang an den Schulen zu verankern.
Wie groß der Handlungsbedarf ist, zeigen auch aktuelle Zahlen aus
Berlin: Mehr als 6700 junge Menschen suchen derzeit noch eine
Lehrstelle. Demgegenüber stehen rund 5700 freie Ausbildungsplätze.
Das sind alarmierende Daten, die zwei Dinge zeigen: Einerseits sind
die Interessenten zu fixiert auf bestimmte Wunschberufe. Andererseits
liegt auch bei den Betrieben die Messlatte zu hoch, was etwa
Qualifikationen der Bewerber angeht.
Einzelne Branchen müssen sich künftig noch besser erklären,
Lehrpläne benennen und Perspektiven aufzeigen. Betriebe sollten zudem
das Entwickeln von Talenten als eine neue, wichtige Aufgabe erkennen.
Für die Firmen geht es dabei auch um die eigene Zukunft. Schon heute
sind Fachkräfte schwer zu finden. Finden Azubis und Betriebe künftig
besser zusammen, wäre das ein Schritt in die richtige Richtung.
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