Bank- und Sparkassendirektoren klopfen sich auf die
Schultern. Künftig sollen ihre Kunden beim Abheben von Banknoten an
fremden Geldautomaten vor bösen Überraschungen geschützt sein. Ab dem
kommenden Jahr, so das Versprechen der Banker, werde an jedem
Automaten in Deutschland direkt angezeigt, wie hoch die Gebühren für
die Transaktion sind. Was da als großer Schritt in Richtung
Verbraucherfreundlichkeit verkauft wird, ist ja wohl kaum mehr als
eine Selbstverständlichkeit. Bei jedem seriösen Geschäft werden die
Kosten für eine Leistung dem Kunden transparent gemacht, und seriös
wollen die Geldinstitute ja wohl als Allererstes sein. Noch mehr
schmerzt indes, dass der vermeintlich kundenfreundliche neue Service
dem Verbraucher faktisch kaum Verbesserung bringt. Zwar werden die
Kosten künftig angezeigt – eine Einigung über eine generelle Senkung
der Gebühren konnten die Verantwortlichen aber bislang nicht
erzielen. Bankkunden müssen also weiter teilweise bis zu 20 Euro
zahlen, wenn sie Geld bei fremden Instituten abheben. Im Durchschnitt
fallen mehr als fünf Euro pro Abhebung an, haben Branchenexperten
ermittelt. Diese exorbitanten Gebühren für eine minimale Leistung,
die auch noch von einer Maschine erbracht wird, kann man, ohne lange
zu überlegen, als Abzocke bezeichnen. Denn was tun die Geldinstitute
da anderes, als Kunden, die sich in einer Notlage befinden, schamlos
auszunutzen? Nur in den dringendsten Fällen begibt man sich an einen
Fremdautomaten, um Geld abzuheben – weil man eben weiß, wie teuer das
sein kann. Leider befinden sich die Geldinstitute mit diesem
Geschäftsgebaren in bester Gesellschaft. Auch die Toilettengebühren
an Raststätten und in Bahnhöfen sind in den vergangenen Jahren massiv
angestiegen. Ein Tarif von 50 Cent oder gar einem Euro für die
Verrichtung der Notdurft ist gang und gäbe. Doch könnte man
argumentieren, dass hier zumindest noch Wasser verbraucht und
(bestenfalls) eine Reinigungsleistung erbracht wird. Anders ist es
bei der Post. Dort war früher, ganz selbstverständlich, das Lagern
von Briefen und Zeitungen während der Urlaubszeit kostenlos. Heute
verlangen die Ämter pro Monat 8,20 Euro – dafür, dass sich der
Postbote den Weg zum Briefkasten sparen kann. Man kann die Liste
beliebig verlängern – etwa mit den horrenden
Gepäckbeförderungspreisen, die manche Fluglinien verlangen, oder den
unverschämt teuren gebührenpflichtigen Hotlines, auf die die
Bundesbürger in jeder Lebenslage angewiesen sind. Wehren kann man
sich hier – wie bei den Geldinstituten – nicht. Bleibt nur, auf den
Druck von Politik und Verbraucherschützern zu hoffen – und auf den
Wettbewerb. Die deutschen Privatbanken wollen die Gebühren an ihren
Automaten nun im Alleingang auf 1,95 Euro deckeln. Ganz nebenbei ein
Beweis mehr, wie überzogen die Kosten derzeit sind.
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