Kurzform: Sicherlich findet es der eine oder andere
schön, seinen Horizont im Gespräch mit Gästen von außerhalb zu
erweitern, gerade wenn es sich um internationale Besucher handelt.
Und was lokale Sehenswürdigkeiten wie die Domäne Dahlem angeht,
spricht sich gewiss auch das Gros der Zehlendorfer für mehr Touristen
aus. Doch ob die breite Masse der Berliner wirklich will, dass am
Nebentisch ihrer kleinen Lieblingskneipe, in der jeder jeden kennt,
eine Gruppe ausländischer Studenten oder anderer Touristen
auftaucht, ist mehr als fraglich. Weltoffenheit und Internationalität
hin oder her: Speziell in den Kiezen genießen die Berliner das Leben
als Dörfler in der Großstadt, gerade hier wollen viele von uns lieber
unter sich sein und bleiben.
Der vollständige Kommentar: Theoretisch ist die Vorstellung
charmant, praktisch aber zweifelhaft. Berlins Tourismus-Chef Burkhard
Kieker ist der Überzeugung, dass die Hauptstadt-Besucher immer öfter
in den „Stammkneipen“ der Berliner auftauchen – und vor allem, dass
die meisten Berliner das auch gut finden. Gemeinsam mit dem
rot-rot-grünen Senat hat Kieker deshalb ein Tourismus-Konzept
erarbeitet, das die Gäste der Stadt verstärkt in die Außenbezirke
locken soll. Gerade dort, so sein Credo, gebe es viele positive
Rückmeldungen von Einheimischen, die sich über mehr Interesse an
ihrer Lebenswelt freuten. Das mag im Einzelfall stimmen. Sicherlich
findet es der eine oder andere schön, seinen Horizont im Gespräch mit
Gästen von außerhalb zu erweitern, gerade wenn es sich um
internationale Besucher handelt. Und was lokale Sehenswürdigkeiten
wie die Domäne Dahlem angeht, spricht sich gewiss auch das Gros der
Zehlendorfer für mehr Touristen aus. Doch ob die breite Masse der
Berliner wirklich will, dass am Nebentisch ihrer kleinen
Lieblingskneipe, in der jeder jeden kennt, eine Gruppe ausländischer
Studenten oder anderer Touristen auftaucht, ist mehr als fraglich.
Weltoffenheit und Internationalität hin oder her: Speziell in den
Kiezen genießen die Berliner das Leben als Dörfler in der Großstadt,
gerade hier wollen viele von uns lieber unter sich sein und bleiben.
Doch gibt es überhaupt Grund zur Sorge? Wollen umgekehrt die
Touristen wirklich nach Spandau kommen? Ebenso fraglich. Die
Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte – und das buchstäblich: Die
innerstädtischen Bezirke wie Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg und
mit ihnen die Bars der dort ansässigen Berliner werden weiter Zulauf
bekommen. Daran wird wohl auch das neue Tourismus-Konzept nur wenig
ändern.
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