BERLINER MORGENPOST: Mieter brauchen schnelle Hilfe – Kommentar von Isabell Jürgens zu den Horrorhäusern in Berlin

Vor drei Jahren wurde Berlin erstmals auf ein übles
Geschäftsmodell aufmerksam, das inzwischen immer öfter kopiert wird.
Der Besitzer eines Altbaus in Schöneberg belegte damals leerstehende
Wohnungen mit Roma-Familien, zeitweise lebten bis zu 200 Menschen in
dem Haus – unter katastrophalen Zuständen. Das „Horrorhaus“ sorgte
bundesweit für Schlagzeilen und führte eindrucksvoll vor Augen, wie
machtlos die Behörden dem Treiben zusehen mussten.

Grundsätzlich geändert an der Situation hat sich seitdem nichts.
Wie schwierig es ist, mit den derzeitigen gesetzlichen Möglichkeiten
gegen solche Geschäftspraktiken vorzugehen, zeigte im April dieses
Jahres erneut die Räumung eines verwahrlosten Hauses in Wedding,
dessen reguläre Mieter nach der gleichen Methode vertrieben wurden.

Mittes Bezirksbürgermeister kann heute noch nicht sagen, ob er auf
den Kosten für die angeordnete Räumung, Unterbringung der Geräumten
und Sicherung des Gebäudes sitzen bleiben wird. Auch beim
Schöneberger „Horrorhaus“ ist noch offen, ob es für die wenigen
Alt-Mieter, die in der schlimmen Zeit ausharrten, ein Happy End
geben wird: Die neuen Eigentümer halten sich bedeckt, was ihre Pläne
betrifft.

Angesichts dieser Problematik ist es richtig, wenn die Grünen eine
Verschärfung des Wohnungsaufsichtsgesetzes fordern, um so mehr
Eingriffsmöglichkeiten für die Bezirke zu schaffen – und dafür zu
sorgen, dass die Verursacher die Kosten ihrer missbräuchlichen
Vermietungspraktiken nicht auf die Bezirke abwälzen können.

Richtig ist auch, dass die Grünen dabei die zuständige Senatorin
zur Eile mahnen. Denn die Wohnungsnot wächst – und damit der Anreiz
für skrupellose Geschäftemacher, Alt-Mieter rauszuekeln und dabei
auch noch kräftig Kasse zu machen.

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