BERLINER MORGENPOST: Moral allein hilft nicht / Leitartikel von Michael Backfisch

Wer hätte das gedacht? Horst Seehofer (CSU) wandelt
sich gegen Ende seiner Karriere noch vom Saulus zum Paulus. „Wir
können es nicht verantworten, dass Schiffe mit geretteten Menschen an
Bord wochenlang im Mittelmeer treiben, weil sie keinen Hafen finden“,
schreibt er seinem Amtskollegen Matteo Salvini ins Stammbuch. Der
barmherzige Samariter Seehofer gegen den Schotten-dicht-Politiker
Salvini: Dieser Gegensatz ist bemerkenswert. Vor nicht allzu langer
Zeit waren beide noch Brüder im Geiste. Seehofers 180-Grad-Schwenk
ist ein populistisches Manöver. Doch ein Problem wie die weltweite
Flüchtlingskrise lässt sich nicht durch moralische Reflexe in Berlin
oder Brüssel lösen. Ein mehrstufiger Ansatz tut not. Seenotrettung
ist eine Aufgabe der Politik. Eine Koalition der Willigen innerhalb
der EU sollte die Initiative ergreifen.

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