Wer regelmäßig zu den Stoßzeiten in Berlins Bussen 
und Bahnen unterwegs ist, für den ist heute ein guter Tag. Der Senat 
wird mit dem neuen Nahverkehrsplan einen Quantensprung beschließen 
für ein System, das durch das Bevölkerungswachstum an seine Grenzen 
stößt. Als Finanzsenator Thilo Sarrazin vor 15 Jahren den ersten 
Verkehrsvertrag mit der BVG abschloss, herrschte noch der Geist des 
Sparens in einer von der Haushaltskrise gebeutelten Stadt. Jetzt aber
müssen die Weichen gestellt werden für die Mobilität einer wachsenden
Metropole. Straßenbahnen sollen die Hauptlast bewältigen. In den 
nächsten acht Jahren soll es zehn neue Linien beziehungsweise 
Verlängerungen geben. Dabei ist es richtig, überlastete Buslinien 
durch die deutlich leistungsfähigeren Trams zu ersetzen. Gleichwohl 
sollte die Koalition noch einmal über ihre Position zu U-Bahnen 
nachdenken. Ja, diese unterirdischen Linien sind teuer. Aber wer zum 
Beispiel einen komplett neuen Stadtteil und ein modernes Industrie- 
und Wissenschaftsgebiet auf dem Noch-Flughafengelände in Tegel plant,
sollte eine möglichst gute Anbindung sicherstellen, auch unter der 
Erde. Die Kosten für die Nahverkehrsoffensive sind erheblich. 28 
Milliarden Euro in den nächsten 16 Jahren. Auf die einzelnen Jahre 
heruntergerechnet nehmen sich die 1,76 Milliarden pro Jahr angesichts
eines 30-Milliarden-Haushaltes jedoch verkraftbar aus. Zumal Bund und
EU mit Fördermitteln helfen werden. Niemand wird ernsthaft behaupten,
dass es zum Senatsplan sinnvolle Alternativen gibt. Den Verkehr der 
Zukunft mit noch mehr Autos auf den Straßen bewältigen zu wollen, 
wäre absurd. Es muss komfortabler werden, Busse und Bahnen zu nutzen,
auch und gerade außerhalb des S-Bahnrings. Deshalb sind auch neue 
Modelle wie Rufbusse so wichtig. Sie schaffen neue Argumente, auf den
öffentlichen Nahverkehr umzusteigen.
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