Joachim Frank kommentiert in der Berliner Zeitung:
Wenn Benedikt zum Schutz von Humanität und Freiheit gegen
unbestreitbare Bedrohungen vorschlägt, sich neben universalen
Vernunftprinzipien auch auf das Naturrecht zu besinnen, zieht er hier
erklärtermaßen katholische Traditionslinien aus. Aber so nachdenklich
und zurückhaltend, wie er es tat, sollte dieser Gedanke zumindest als
satisfaktionsfähiger Diskussionsbeitrag durchgehen. Zumal ihn
Benedikt mit einem echten rhetorischen Clou servierte: Die
ökologische Bewegung – und damit irgendwie auch die Grünen,
ausgerechnet – nahm der Papst als Kronzeugin für das Ungenügen einer
rein positivistischen Betrachtung der Welt: Es gebe das Bewusstsein,
dass die Erde „ihre Würde in sich selbst trägt“, was den Papst zu
dem Appell führte: „Wir müssen auf die Sprache der Natur hören und
entsprechend antworten.“ Die Würde des Menschen, ergänzt und
interpretiert im Licht einer „Ökologie des Menschen“ und einer „Würde
der Natur“ – das sind dann schon durchaus an- und erregende
Denkanstöße. Als er sie präsentierte, mit unschuldigem Blick durch
seine Gelehrtenbrille, da schien beim früheren Professor der
akademische Schalk aufzublitzen – „in der Hoffnung, nicht zu viele
einseitige Polemiken hervorzurufen“. Nicht wieder, ist wohl zu
ergänzen, eingedenk der Aufwallungen nach seinem Mohammed-kritischen
Zitat in der Regensburger Rede 2006. Die Ansprache Benedikts im
Bundestag sollte anders in Erinnerung bleiben – als Dialogangebot
eines katholischen Intellektuellen an die säkulare Welt.
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