BGA: Außenhandel vorsichtig optimistisch für 2012 – Unterstützung für die Politik der Bundeskanzlerin beim Euro

„Stürmische Zeiten an den Finanzmärkten gehen
derzeit mit bemerkenswert stabilen Fahrwassern bei der Realwirtschaft
einher. Nach einem weiteren Boomjahr 2011 für den deutschen Export
blickt der Außenhandel mit vorsichtig optimistischen Erwartungen auf
2012. Zum ersten Mal in der Geschichte knacken wir noch in diesem
Jahr die Marke von einer Billion Euro beim Export, an der wir im
Boomjahr 2008 noch knapp gescheitert waren. Über allem schwebt jedoch
das Damoklesschwert der Schuldenkrise mit der stetigen Gefahr eines
Überschwappens auf die Realwirtschaft über den Transmissionsriemen
einer Kreditklemme.“ Dies erklärte Anton F. Börner, Präsident des
Bundesverbands Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), in
Berlin anlässlich der heutigen BGA-Pressekonferenz zur
Außenhandelskonjunktur.

Im Gesamtjahr 2011 werden die Ausfuhren nach Einschätzung des BGA
nominal um 12 Prozent auf 1075 Milliarden Euro steigen. Die Importe
steigen mit plus 14 Prozent noch dynamischer als die Exporte und
erreichen 919 Milliarden Euro. Per Saldo ergibt sich ein
Außenhandelsüberschuss von 156 Milliarden Euro, nach 153 im Vorjahr.
Deutschland wird damit seinen derzeit bei 9,5 Prozent liegenden
Anteil erneut leicht ausbauen können, da der Welthandel 2011 um acht
Prozent zulegen wird – eine bemerkenswerte Leistung angesichts des
Auftretens immer neuer Wettbewerber, die technologisch immer mehr zu
uns aufschließen.

Globale Megatrends auch 2012 intakt

Für 2012 rechnet der BGA aufgrund der allgemeinen Abschwächung der
Weltkonjunktur mit einem Zuwachs der Exporte um mindestens sechs
Prozent auf 1139 Milliarden Euro, die Einfuhren werden um rund sieben
Prozent auf 983 Milliarden Euro zulegen können. Der Außenbeitrag
stagniert bei 156 Milliarden Euro auf hohem Niveau. Die Emerging
Markets sind kaum von der Schuldenkrise belastet und investieren
weiterhin kräftig in Zukunftstechnologien. Die globalen Megatrends
sind intakt, die aufholenden Länder befinden sich im Wettlauf mit
einer explodierenden Bevölkerungsentwicklung, welche massive
Investitionen u.a. in Technologien zur Energie- und
Ressourceneffizienz, in Verkehrs-, Bau- und
Telekommunikationsinfrastruktur unabdingbar macht. Optimistisch
zeigen sich daher insbesondere die Unternehmen im
Investitionsgüterbereich und tendenziell unsere Exporteure in den
Dollarraum.

Die realwirtschaftlichen Aussichten sind nach Überzeugung Börners
somit nicht schlecht. Wenn jedoch die Staatsfinanzen in den
europäischen Ländern entgleiten sollten, wären sämtliche Erwartungen
Makulatur.

Nase vorn im Leistungswettbewerb um Qualität

Börner betonte erneut die Vorteile der Währungsunion für die
deutsche Wirtschaft. Sie reichten von entfallenen Kosten für
Umtauschgebühren und Kurssicherungsgeschäfte bis hin zur besseren
Kalkulierbarkeit aufgrund ebenfalls entfallender
Wechselkursschwankungen und damit einem echten Leistungswettbewerb um
Qualität, in dem Deutschland immer öfter die Nase vorne habe.

BGA: Ja zum Euro, Nein zu Kuhhandel

„Dennoch bedeutet die Tatsache, dass wir vom Euro massiv
profitieren, nicht, dass wir uns auf jeden politischen Kuhhandel
einlassen dürfen, nur um die Gemeinschaftswährung zu retten. Wir
kämpfen für den Euro, weil sein Scheitern einen massiven ökonomischen
Preis kosten würde und unkalkulierbare politische Folgen hätte. Es
bedeutet nicht weniger, als die Schleusen zu fluten zur
Renationalisierung und Protektionismus. Am Ende steht die
Balkanisierung und Marginalisierung Europas“, warnte der
BGA-Präsident.

Er unterstütze die Politik der Bundeskanzlerin ganz klar in ihrer
Haltung gegenüber Italien ebenso wie gegenüber Frankreich und der
Europäischen Kommission. Insbesondere Italien habe nur sehr wenig
Zeit, den durch die Installation der Regierung Monti gewonnenen
Vertrauensvorschuss für Reformen zu nutzen. Geschehe dies nicht,
würden die Finanzmärkte Italien aus der Eurozone sprengen, mit der
direkten Folge eines Angriffs auf Frankreich und der unweigerlichen
Folge eines Zerbrechens der Eurozone.

„In diesem Zusammenhang müssen im Kreis der EU und der G20 immer
wieder betont werden, dass Vorwürfe mit Blick auf unsere
Leistungsbilanzüberschüsse, Deutschland habe sich in den vergangenen
Jahren Vorteile auf Kosten seiner europäischen Nachbarn verschafft,
absurd sind. Solche Überschüsse waren und sind kein Ziel deutscher
Politik. Es gilt den europäischen Partnern zu vermitteln, dass es
nicht um den deutschen Weg geht. Die marktwirtschaftlichen Gesetze
gelten für alle Länder und sind nicht von Deutschland gemacht. Im
Gegenteil ist Deutschland bereit, insbesondere die südeuropäischen
Länder auf dem Weg zu mehr Wettbewerbsfähigkeit, auf dem wir schon
ein Stück vorangegangen sind, zu begleiten – aus solidarischen wie
auch aus ganz eigennützigen Gründen und mit viel Geld. Ebenso klar
ist aber auch, dass wir Europa schwächen, wenn wir das Geld in ein
Fass ohne Boden werfen. Das alte Europa ist nicht zukunftsfähig – und
daher für Deutschland keine Option“, so Börner abschließend. 39,
Berlin, 29. November 2011

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André Schwarz
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