BKK Gesundheitsreport 2018: Beschäftigte 50+ – Best Ager statt Auslaufmodell

Daten – Fakten“ liegt in der digitalen
Pressemappe zum Download vor und ist unter
http://www.presseportal.de/dokumente abrufbar –

Mehr als ein Drittel der BKK Versicherten sind Beschäftigte, die
50 Jahre oder älter sind. Die Tendenz ist weiter steigend. In den
vergangenen Jahren hat der Anteil der Beschäftigten der „Generation
50+“ in den Belegschaften zugenommen und wird, so die Prognose, auch
in den nächsten Jahren weiterwachsen. Während im Jahr 2007 gerade
einmal ein Fünftel (20,8%) aller beschäftigten Mitglieder der
Betriebskrankenkassen 50 Jahre oder älter waren, waren es 2017 gut
ein Drittel (33,9%). In den Branchen Energieversorgung sowie
Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung liegt deren Anteil
sogar über 43%, im Gastgewerbe sind es immerhin 25%.

„Das sind markante Veränderungen in der Arbeitswelt. Diesen
angehenden Rentnern folgt eine geringere Zahl an Berufseinsteigern.
Hier entsteht eine Erwerbstätigenlücke, der die Unternehmen heute nur
damit begegnen können, indem junge Leute rekrutiert werden und
gleichzeitig ältere Arbeitnehmer länger in der Arbeit gehalten werden
müssen. Mit der Generation „Babyboomer“ steht eine
Arbeitskraftreserve zur Verfügung, die einen hohen Erfahrungsschatz
besitzt und die in volatilen Zeiten flexibel einsetzbar sind“, sagt
Prof. Dr. Holger Pfaff von der Universität Köln.

Entscheidend für Fehlzeiten sind vor allem die Arbeitsbelastungen

Ältere BKK-Mitglieder sind nicht wesentlich häufiger krank als die
jüngeren, allerdings ist die Krankheitsdauer bei den älteren oft
länger. Daraus folgt, dass mit steigendem Alter auch im Durchschnitt
die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) ansteigt. Dennoch sind
es die Arbeit selbst und vor allem die daraus entstehenden
Belastungen, die bei den Fehlzeiten maßgeblichen Einfluss haben: So
sind zum Bei-spiel die Beschäftigten im Gastgewerbe durchschnittlich
rund einen Tag mehr arbeitsunfähig pro Jahr als die in der
Energieversorgung (16,4 vs. 15,5 AU-Tage je Beschäftigten), obwohl
die in der Energieversorgung Tätigen im Schnitt etwa fünf Jahre älter
sind. Betrachtet man außerdem die Wirtschaftsgruppen mit den meisten
AU-Tagen bei den Beschäftigten 50+, so weisen diese in der
überwiegenden Zahl auch schon bei den jüngeren Beschäftigten jeweils
die meisten Fehltage auf. Ebenso verhält es sich bei
Wirtschaftsgruppen mit den wenigsten AU-Tagen: Auch hier sind meist
sowohl die Beschäftigten 50+ als auch die unter 50-Jährigen jeweils
weniger Tage arbeitsunfähig als der Durchschnitt.

Leistungsfähigkeit wandelt sich mit dem Alter, wird aber nicht
geringer

Nur anhand von Arbeitsunfähigkeitskennzahlen können aber keine
Rückschlüsse auf die Produktivität von Beschäftigten 50+ in
Unternehmen gezogen werden.

„Internationale Studien zeigen, dass – trotz des Nachlassens
einiger physischer und psychischer Leistungsvoraussetzungen im Alter
– die Arbeitsleistung der älteren Beschäftigten insgesamt betrachtet
nicht abnimmt“, betont Prof. Dr. Jürgen Wegge von der TU Dresden.
„Ältere Beschäftigte können nämlich auf der anderen Seite mit
Erfahrung, sozialen Kompetenzen, und Gewissenhaftigkeit und einigem
mehr punk-ten“, so Prof. Wegge.

Mit dem Alter nimmt allerdings die Varianz (Unterschiedlichkeit)
bei der Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern zu.

„Eine individualisierte Arbeitsplanung und altersgerechte Führung
ist hier also nötig!“

Dies wird in einigen Unternehmen bereits beherzigt, was ebenfalls
erklären kann, warum die berufliche Leistung bei 50+ nicht einfach
abnimmt.

Potentiale erkennen, in Gesundheit investieren

Auch vor dem Hintergrund eines prognostizierten Fachkräftemangels
setzen viele Unternehmen verstärkt auf das Potential der
Beschäftigten 50+. Diese sollen möglichst bis zum Erreichen der
Ruhestandsaltersgrenze – und teils sogar darüber hinaus – im
Unternehmen gehalten werden.

„In dem Zuge aber einfach die Anhebung des Renteneintrittsalters
auf 70+ für alle zu fordern, ist der falsche Ansatz. Vielmehr muss
Arbeit altersgerecht gestaltet und größerer Wert auf Prävention und
die betriebliche Gesundheitsförderung gelegt werden“, fordert Franz
Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes.

Viele Unternehmen denken schon weiter und gehen proaktiv zusammen
mit den Mitarbeitern deren Berufsleben jenseits des 50. Lebensjahrs
mit möglichen neuen Zielen und Entwicklungen an.

„Es bedarf zukünftig noch einer stärkeren Verbreitung solcher
Maßnahmen. Gerade auch kleinere und mittlere Unternehmen sollten
durch die Sozialpartner besondere Unterstützung bei der Ausgestaltung
alter(n)sgerechter Arbeit erhalten. Darüber hinaus sollte auch auf
politischer Ebene die Zielgruppe 50+ in den Blickpunkt rücken: Die
seit 2015 eingerichtete Nationale Präventionskonferenz sollte hierzu
explizit ein Gesundheitsziel formulieren und dem entsprechende
Maßnahmen in den Nationalen Präventionsplan aufgenommen werden“, so
Franz Knieps.

Arbeitsunfähigkeitstage bei Beschäftigten insgesamt leicht
zurückgegangen

Der BKK Gesundheitsreport 2018 enthält zusätzlich noch weitere,
detailliertere Auswertungen zum Arbeitsunfähigkeitsgeschehen. Demnach
ist im Jahr 2017 für alle bei einer BKK versicherten Beschäftigten
die durchschnittliche Anzahl der Fehltage gegenüber dem Vorjahr
leicht um knapp 2% auf 17,7 AU-Tage zurückgegangen. Die meisten
Fehltage gehen dabei auf Muskel-Skelett-Erkrankungen zurück (4,4
AU-Tage je beschäftigtes Mitglied), gefolgt von psychischen Störungen
(2,8 AU-Tage je beschäftigtes Mitglied) und Atemwegserkrankungen (2,7
AU-Tage je beschäftigtes Mitglied): Mehr als die Hälfte aller
Fehlzeiten werden allein durch diese drei Krank-heitsarten
verursacht. Dabei sind die Fehlzeiten auch zwischen den Branchen sehr
unterschiedlich. Während AU-Tage aufgrund von Muskel- und
Skeletterkrankungen vermehrt in Wirtschaftsgruppen mit hohem
körperlichen Arbeitsanteil vorkommen (die meisten Fehltage bei
Beschäftigten in den Branchen Wasserversorgung, Abwasser- und
Abfallentsorgung, Verkehr und Lagerei, sowie Baugewerbe), sind
Fehltage aufgrund von psychischen Störungen vor allem dort zu finden,
wo besonders viel bzw. intensive Arbeit „mit und am Menschen“
stattfindet (die meisten Fehltage in den Branchen Öffentliche
Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung, sowie Gesundheits- und
Sozialwesen).

Darüber hinaus vervollständigen Kennzahlen zur ambulanten und
stationären Versorgung sowie zu den Arzneimittelverordnungen das
Gesamtbild der gesundheitlichen Lage der Beschäftigten bzw.
Versicherten der Betriebskrankenkassen insgesamt. Es gehen dabei für
das Jahr 2017 Daten von mehr als 8,4 Millionen BKK Versicherten ein.
Weitere Informationen sowie Tabellen und Grafiken werden
bereitgestellt unter:
www.bkk-dachverband.de/publikationen/bkk-gesundheitsreport

Der BKK Dachverband ist die politische Interessenvertretung von 76
Betriebskrankenkassen und vier BKK Landesverbänden mit rund zehn
Millionen Versicherten.

Pressekontakt:
BKK Dachverband e.V.
Andrea Röder
Referentin Kommunikation
Tel.: (030) 2700406-302
E-Mail: andrea.roeder@bkk-dv.de

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