Ein Bankmanager hinter Gittern: Das ist ein
spektakulärer Jahresanfang. Denn so stark das Ansehen der Zunft in
der öffentlichen Meinung gesunken sein mag, so selten wandern
Führungskräfte der Kreditbranche in deutsche Gefängnisse. Die
Verhaftung des ehemaligen BayernLB-Vorstands Gerhard Gribkowsky ist
insofern historisch. Der Fall offenbart, sollte der offensiv
formulierte Verdacht der Staatsanwaltschaft München zutreffen, einen
Abgrund an Versagen – menschlich wie auch institutionell.
Beim Blick auf die Person Gribkowsky gilt: Der von den Ermittlern
vorgetragene Sachverhalt zeigt eine Verlotterung des Charakters. Der
damalige BayernLB-Risikovorstand soll 50 Mill. Dollar getarnt über
Beraterverträge dafür erhalten haben, entgegenkommend gewesen zu sein
beim Verkauf der Formel 1-Anteile der BayernLB. Sollte dieser
Verdacht zutreffen, so ist dies ungeheuerlich. Erstens hätte
Gribkowsky dann in die eigene Tasche gewirtschaftet. Damit
unterscheidet sich der Fall fundamental beispielsweise von der
Korruptionsaffäre bei Siemens. Die dortigen Verantwortlichen haben
zwar gegen Recht und Gesetz verstoßen, aus ihrer Sicht aber
ausschließlich zum Wohl des Unternehmens gehandelt. Zweitens hievt
auch die diskutierte Entlohnung für das vermeintliche Entgegenkommen
den Fall Gribkowsky in eine eigene Dimension. 50 Mill. Dollar sind
atemberaubend viel Geld für ein Beratungshonorar. Wie maßlos muss man
sein, einen solchen Betrag dafür anzunehmen, eigentlich nur seine –
schon gut bezahlte – Arbeit getan zu haben?
Neben dem Menschen haben Institutionen versagt. Dass die Formel 1
ein intransparentes Gebilde ist und vor allem Cheflenker Bernie
Ecclestone seltsame Geschäfte tätigt, war schon im Jahr 2005 bekannt.
Verwaltungsrat und Vorstandskollegen hätten daher in diesem Fall
besonders genau hinschauen müssen. Nun können Handlungen, die mit
krimineller Energie vorangetrieben werden, häufig nicht entdeckt
werden. Aber sollte die Anschuldigung stimmen, dass eine eigene
aktuelle Bewertung der Formel 1 unterlassen wurde, hat auch die
ehemalige BayernLB-Verwaltung ihre Sorgfaltspflicht verletzt und
damit versagt.
Die Landesbank kommt nicht zur Ruhe. Es ist tragisch, dass sie
sich mit ihrer Vergangenheit beschäftigen muss, statt die Zukunft
angehen zu können.
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