Während der Hurrikan „Harvey“ sein 
Zerstörungswerk fortsetzt, ist noch ungewiss, wie hoch die 
Belastungen für die Versicherer ausfallen. Angesichts der bereits 
verheerenden Schäden in Texas und Louisiana zeichnet sich ab, dass 
eine höhere zweistellige Milliardensumme herauskommen könnte.
   Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass die Investoren die
Ereignisse an der US-Küste des Golfs von Mexiko noch relativ gelassen
betrachten. Die Aktien von Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück 
reagierten bislang mit minimalen Kursabschlägen. Obgleich die drei 
größten Rückversicherer noch keine Schätzungen abliefern können, 
dürfte „Harvey“ bei so manchem Anbieter die Erfolgsrechnung verhageln
und die Ergebniserwartungen dämpfen.
   Der Hurrikan liefert Alarmsignale für die Assekuranz, steht doch 
die diesjährige Sturmsaison im Südatlantik erst am Anfang. Die 
Erfahrung des Katastrophenjahres 2005 – als drei tropische 
Wirbelstürme in Folge die Branche mit rekordhohen 105 Mrd. Dollar 
belasteten und für tiefrote Zahlen sorgten – lehrt, dass nach 
„Harvey“ noch einiges nachkommen kann.
   Dass die Hurrikan-Risiken 2017 höher ausfallen, hatten 
Meteorologen vorhergesagt. Berufsoptimisten in den 
Versicherungskonzernen könnten nun hoffen, dass es nicht so schlimm 
wird, springt doch bei Großschäden aus Starkregen und Hochwasser in 
den USA zum Teil Vater Staat ein. Das gilt aber nur für private 
Haushalte. Die Belastungen für die Wirtschaft in Form von 
Betriebsunterbrechungen tragen Versicherer – und die schlagen ins 
Kontor, wie die Ölraffinerien und der internationale Flughafen von 
Houston, die in den Fluten versinken, zeigen. Zwar haben die 
Rückversicherer vor zwölf Jahren von „Katrina“ gelernt, indem sie 
Naturkatastrophendeckungen teils auf Zweitschadenereignisse 
umstellten, also erst bei einem nachfolgenden Hurrikan einspringen. 
Doch bei einer Sturmserie nützt ihnen dieser Selbstbehalt wenig.
   Derweil dürfte ihnen aber „Harvey“ auf einem anderen Feld von 
Nutzen sein, so zynisch dies klingen mag. Aufgrund relativ geringer 
Großschadenereignisse und eines Überangebots beklagen sich die 
etablierten Häuser seit Jahren über fallende Preise für 
Naturkatastrophendeckungen, was jedoch für die Versicherungsnehmer 
ein Segen ist. Eine folgenschwere Hurrikan-Serie könnte eine 
Trendwende bewirken. Daher wird das diesjährige Branchentreffen Mitte
September in Monte Carlo mehr den je ein Stimmungsindikator sein für 
künftige Vertragserneuerungsrunden in der Assekuranz.
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