Die Listen mit potenziellen Übernahmeopfern sind
lang. Und sie werden länger, je stärker die Unternehmen werden. 
Klangvolle Namen von Konzernen mit geringer Verschuldung und hohen 
Barreserven locken ausländische Interessenten an, für die Dax und 
MDax ideale Hebel darstellen, um am Asien-Boom teilzuhaben. Die Fälle
Hochtief und Demag haben im ablaufenden Jahr einen Vorgeschmack davon
gegeben, was 2011 anstehen könnte.
   Auch wenn hiesige Unternehmen weitaus besser durch die Krise 
gekommen sind als ihre Rivalen in anderen Ländern, sind sie bei 
Fusionen und Übernahmen 2010 nur wenig in Erscheinung getreten. 
Wenige große Deals prägen das Bild. Von den 3 Bill. Dollar, die 
global für Fusionen und Übernahmen im auslaufenden Jahr spendiert 
werden, entfallen bloß 83 Mrd. auf Deutschland. Kurz vor Ultimo 
werden Fortschritte beim Feilen an den Portfolios gemeldet. Dabei 
werden dreistellige Millionenbeträge in die Hand genommen 
beziehungsweise in die eigenen Kassen geleitet. Die Unternehmen 
stärken damit entweder ihre Cash-Reserven oder sie strapazieren die 
Bilanz für Akquisitionen – beides kann als Instrument gegen mögliche 
„feindliche“ Bieter dienen.
   Auf der Käuferseite steht Gea: Der Anlagenbauer verstärkt sich mit
einem Zukauf in der Lebensmittelindustrie und kauft in den 
Niederlanden zum Unternehmenswert von 435 Mill. Euro ein. Zuvor hatte
sich Pfeiffer Vacuum in den USA gestärkt. Randaktivitäten geben 
aktuell Merck, Eon und Beiersdorf ab. Der Pharma- und Chemiekonzern 
holt 210 Mill. Euro aus dem Verkauf der Agrochemie. Der Versorger 
trennt sich vom Gasnetz in Italien für 290 Mill. Euro. Und die unter 
Druck geratene Beiersdorf, die sich Rendite-Ziele abschminken muss, 
gibt Juvena-Hautpflege ab. Siemens hat gerade mehrfach bereinigt, 
Bilfinger Berger bereitet die Abgabe in Australien vor, Tui arbeitet 
am IPO von Hapag-Lloyd, Salzgitter platziert ein Aurubis-Paket.
   Merck, Beiersdorf und Salzgitter zählen nach einschlägigen Listen 
trotz ihrer Aktionärsstruktur zu denen, die ins Fadenkreuz geraten 
können – wie K+S, Symrise, Stada oder KlöCo und MAN. Viele Firmen, 
die sich für Übernahmen interessieren, verfügen dank des Aufschwungs 
über reichlich Liquidität. Die Kapitalmärkte stehen offen und die 
Zinsen verharren auf historisch niedrigem Niveau. Da werden einige 
ganz schön strampeln müssen, um unabhängig zu bleiben.
(Börsen-Zeitung, 21.12.2010)
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