Mark Zuckerberg hat eigentlich alles richtig
gemacht, als sich der Facebook-Chef am Mittwoch unter anderem in
einem Fernsehinterview zu der jüngsten Affäre um den Missbrauch von
Nutzerdaten zu Wort gemeldet hat. Der Firmengründer gestand Fehler
ein und kündigte eine rigorose Aufarbeitung der Vorgänge rund um die
Datenanalysefirma Cambridge Analytica an, die sich bereits 2015
unerlaubt Zugang zu Daten von mindestens 50 Millionen
Facebook-Nutzern verschafft haben soll. Zuckerberg versprach
außerdem, die Datenanfragen von tausenden App-Entwicklern an Facebook
zu prüfen, die Hinweise auf weiteren Datenmissbrauch liefern könnten.
Schließlich sicherte er zu, dass der Konzern alle Nutzer informieren
werde, deren Daten ohne ihr Einverständnis bei Dritten gelandet sind.
Zu guter Letzt ließ „Zucks“ die Bereitschaft erkennen, zum ersten
Mal in einer Anhörung vor einem Parlamentsausschuss in Washington
Rede und Antwort zu stehen. Facebook habe bei solchen Anlässen immer
die Manager entsandt, die am meisten Expertise mitbrachten. Im
vorliegenden Fall sei aber womöglich der CEO gefragt, öffentlich
Stellung zu beziehen und Verantwortung zu übernehmen. Angesprochen
auf das Thema Regulierung klickte Zuckerberg ebenfalls den
Like-Button. Es gehe nicht um Ja oder Nein, sondern um die Frage,
welche Regulierung sinnvoll sei, erklärte er und sprach sich prompt
für mehr Transparenz politischer Werbung im Internet aus.
Die Reaktionen auf das „Mea culpa“ fielen reserviert aus. Bei
Investoren geriet Facebook erneut unter Druck, nachdem der Konzern
seit dem Wochenende gut 60 Mrd. Dollar seines Börsenwerts verloren
hatte. Die Ankündigungen des CEO gingen in die richtige Richtung,
reichten aber nicht aus, hieß es von Gesetzgebern, die den
Facebook-Chef selbst befragen wollen. Zuckerberg tue so, als hätten
die Probleme nur mit betrügerischen App-Entwicklern und Dritten wie
Cambridge Analytica zu tun, während interne Probleme ausgeklammert
blieben, monieren Experten. Alle haben sie mit ihrer Kritik Recht.
„Es ist kompliziert“, können Facebook-Nutzer auf ihrer Profilseite
als Beziehungsstatus angeben, wenn es gerade nicht so läuft.
Kompliziert war spätestens seit dem Aufkommen von „Fake News“ und
russischen Bot-Armeen auf dem sozialen Netzwerk auch das Verhältnis
von Facebook zu ihren Stakeholdern. Nach Cambridge Analytica muss die
Beziehung mindestens als „zerrüttet“ gelten, auch weil Zuckerberg
viel zu spät reagiert und dann das Wesentliche doch nicht gesagt hat.
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