Die Lage des US-Autobauers Tesla war zuletzt
alles andere als komfortabel. Im ersten Quartal produzierte das
Unternehmen mit 77000 Autos weit weniger als erwartet. Die
Auslieferungen stürzten gegenüber dem vierten Quartal um ein Drittel
ab und CEO Elon Musk rechnet mit einem Verlust. Um die Verluste und
den Barmittel-Abfluss zu minimieren, wurden bereits
Filialschließungen angeordnet. Zugleich wächst die Sorge
bei Investoren, dass die Nachfrage für die bestehende Angebotspalette
nachlässt und eine Auslastung der hochgefahrenen
Produktionskapazitäten bis zum Marktstart des Model Y im Herbst 2020
nicht gesichert ist.
Daher dürfte Tesla eine neue Erlösquelle gerade rechtkommen.
Fiat Chrysler (FCA) soll sich mit Tesla darauf verständigt haben, die
beiden Flotten in Europa zu poolen, um die CO2-Grenzwerte, die ab
2021 gelten, einzuhalten. Analysten hatten zuvor berichtet, dass dem
elektrisch abgehängten italienisch-amerikanischen Konzern bis zu 2
Mrd. Euro Strafe drohen, weil emissionsarme alternative
Antriebsvarianten fehlen.Â
Der Hase, den CEO Mike Manley nun aus dem Hut zaubert, ist im
Prinzip ein alter. Emissionszertifikate werden in der EU seit 2005
gehandelt. Und letztlich macht FCA hier nichts anderes – und hat mit
Tesla einen erfahrenen und gut bestückten Verkäufer gefunden. In den
vergangenen Jahren ist der Umsatz, den der US-Elektroautopionier mit
diversen Nullemissions-Zertifikaten überwiegend in den USA erzielt
hat, kontinuierlich auf mehr als 420 Mill. Dollar angewachsen. In den
kommenden Jahren, wenn in China sowie der EU strengere Richtlinien
gelten und in den USA – trotz Präsident Donald Trump – einige
Vorgaben verschärft werden, winkt dem Musk-Konzern ein
Milliardengeschäft, das nicht einmal zusätzliche Kosten verursachen
dürfte.
Bei der kolportierten Vereinbarung handelt es sich um ein
klassisches Win-Win-Geschäft. Denn während Tesla für das angestammte
Geschäft dringend benötigte Deckungsbeiträge generiert, kann FCA
günstiger und risikoärmer die CO2-Grenzwerte erreichen, als dies bei
einem großvolumigen Einstieg in das Geschäft mit Elektromobilität der
Fall wäre. Das Geschäft mit dem Model-3-Hersteller könnte zur
Blaupause für andere mittelgroße Autobauer werden – entweder weil
ihnen die milliardenschweren Investitionen in alternative
Antriebstechnologien über den Kopf wachsen oder weil bestimmte
Technologien wie der Plugin-Hybridantrieb für Fahrzeuge im
Volumensegment (noch) zu teuer sind.
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