Börsen-Zeitung: Blue Rewards, Kommentar zu Barclays von Andreas Hippin

Man darf gespannt sein, wie lange sich der neue
Barclays-Chairman John McFarlane die Rechtfertigungen seiner
Topmanager anhören wird. Anders als viele seiner Amtskollegen weiß er
aus erster Hand, wie man eine Bank führt. Ihm dürfte klar sein, dass
es nicht viel bringt, mit Zahlen zu punkten, die wenig über den
tatsächlichen Zustand des Geschäfts sagen. Bereinigte Ergebnisse
wirken absurd, wenn sie Gewinnwachstum darstellen, obwohl der den
Aktionären zuzurechnende Überschuss um die Hälfte schrumpft.

Das mag noch ein paar Analysten überzeugen, die sich im gleichen
Paralleluniversum aufhalten oder auf eine Privataudienz beim CEO
hoffen. An der Börse zeigen die Daumen dagegen nach unten. Die
Entschädigung von Kunden, denen Produkte verkauft wurden, die sie gar
nicht brauchten, Geldstrafen und die Kosten langwieriger rechtlicher
Auseinandersetzungen sind im Bankgewerbe schon lange keine
Einmalaufwendungen mehr, sondern Teil einer nicht enden wollenden
Geschichte von mangelnder Kontrolle, falschen Anreizen und fehlendem
Unrechtsbewusstsein.

Die Kosten des Instituts sind trotz aller Sparprogramme immer noch
zu hoch, was nicht zuletzt auf die großzügige Vergütung seiner
Führungskräfte zurückzuführen ist. Aber nicht nur Manager, auch
Kunden müssen mittlerweile incentiviert werden, denn britische
Kontoinhaber machen von Erleichterungen beim Bankenwechsel reichlich
Gebrauch. Statt Kontoführungsgebühren einzuführen, verteilt CEO
Antony Jenkins neuerdings „Blue Rewards“ (blaue Belohnungen). Wer
seine Geschäfte bei Barclays macht, erhält künftig mindestens 4 Pfund
monatlich als Dankeschön.

Barclays hat trotz alledem in zwei Jahren 2,5 Mrd. Pfund
eingespart. Allerdings musste das Institut allein für die
Aufarbeitung des Skandals um Kursmanipulationen am Devisenmarkt
bislang 2,1 Mrd. Pfund zurückstellen. Die Aufstockung der
Rückstellungen für das Thema unnütze Restschuldversicherungen um 150
Mill. Pfund ließ den bislang dafür aufgebrachten Gesamtbetrag auf 5,4
Mrd. Pfund anschwellen. Beträge dieser Größenordnung lassen sich mit
Sparen allein nicht herausholen. Da hilft nur Wachstum, aber die
Erträge sind im Auftaktquartal geschrumpft.

Will McFarlane seine Macht durch Belohnungen für die Aktionäre
festigen, muss er seiner Ankündigung, die unrentablen Geschäfte
abzustoßen oder dichtzumachen, Taten folgen lassen – egal wie schön
die bereinigten Zahlen auch aussehen mögen.

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